Heimatgeschichte

Poltringer Wappen-Grenzsteine gesucht

Um das „Ammerbucher Grenzstein Refugium (AGR)“, Lage und Bilder siehe Google Maps, bezüglich Poltringen abzurunden, suchen wir noch je einen Grenzstein aus Ammerbuch mit den folgenden Inschriften (siehe Bilder bestehender Steine):

  1. rechtes Bild: Wappen der Herren von Ehingen (17. Jhrdt.): ein nach oben weisender Winkel/Sparren
  2. linkes Bild: Wappen der Herren von Wolkenstein (16/17. Jhrdt.): abgerundete Wolken und spitze Berggipfel

Hierfür kommen allerdings für das AGR nur Grenzsteine in Betracht, die nicht mehr an Ihrem ursprünglichen Platz stehen und/oder zerstört sind. Stehen Steine unzerstört an ihrem historischen Standort, dürfen diese nicht entfernt werden.

Sollten Sie von solchen Steinen wissen, können Sie sich gerne bei Boris Dieter (Tel. 07073 300769) oder unter heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de melden. Die Steine werden dann von uns geprüft, mit Ihrer Zustimmung geborgen, gereinigt, ggf. fachmännisch repariert, dokumentiert und im Refugium eingebaut.

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Der Schulhausumbau von Heinrich Schickhardt 1630“

Heinrich Schickhardt (1558-1635), der Hofbaumeister des Herzogtum Württembergs, hatte viele Bezüge zu Poltringen. Er baute 1608 das Wasserschloss in die heutige Form um, er errichtete 1613 das Bergschloss „Oberpoltringen“ (Abbruch ca. 1791), er plante 1617 für das Bergschloss eine Steigleitung und Pumpstation an der Ammer und er verantwortete 1630 den Umbau von Schule und Pfarrhaus.
Zudem heiratete seine Nichte Anna (1593-1635) im Jahr 1624 Johann Jacob Dieterlin (1594-1629), der bis zu seinem Tod evang. Pfarrer in Poltringen war. Auch am benachbarten Schloss Roseck (undatiert) und in Altingen (Pfarrhaus 1622 und Zehntscheuer undatiert) war er an (Um-) Bauten beteiligt.
Deswegen ist Ammerbuch seit 2021 auch Teil der internationalen „Kulturstraße des Europarates Heinrich Schickhardt”, die von der Schweiz über Frankreich in unsere Region führt.

Über den Umbau der Schule gibt es im Stuttgarter Hauptstaatsarchiv unter der Signatur N 220 A 132 „Schulhaus“ fünf Blatt Dokumente (Teiltranskription mit Hilfe von Joachim und Marianne Renschler, Ellwangen, und Reinhold Bauer, Entringen). Hier Ausschnitte aus den Originaltexten (S. 1 erster Teil + S. 3):
„Im Jahre 1630. Poltringen Scholhaus. Ohngeverer Jberschlag
Zümer Arbeit

Der Zümermann soll zwischendt der Kürchof Maur und der Haus Thir, den obern Stockh sampt dem selbigen Gebelckh auf 15 s lang mit Hebgeschiren in die Hohe wie dar vor gewesen auf ziehen, 4 Aichene sail so weit sie vom Boden auff schadhaft absegen, die mit einer Aichen Schwellen die von der Maur bis an das Kellerloch geht underfahren, ein newe Pfete, 2. Newe Rigel und ein newe Schwellen auf dem ersten Gebelckh ein ziehen, die in der Schwellen beü der Thir den halben Theil her auß schneiden, ein Pfosten (und 1 Rigel) in die vor Stal Thir machen (und die Thir flickhen), in der hindereen Stal Thür 2 Rigel ein ziehen, in dem undern Häusern ein Rigel Wand und durch den Stall 2 1/2 s von der hendern Wand noch ein Rigel Wand, wie auch ein Kieh Kripen in Stall machen, Revernitur am Cloac an … in gedacht Genglin richten. ein Thir in Stal und eine zum Heimlikhait machen, 3. newe Stiegen (sampt einem Stiegenglenter) zurichten was am alten Holz noch guet soll er wider brauchen, im obern Stockh, in der einen Kamer und Zweüen Heusern, wie auch ob beiden Stuben, newe gefelzte Boden legen, den Thiren hellffen, die Briter so an die Balcken inder der Stuben abbrechen, gehobelte Bräter starckh an naglen. An dieser Arbeit mag ein Zimerman verdienen —————–20.fl (=Gulden).“

„Was die Schuolbehausung belangt, ist die selbig vornen neben der Haustür am Zu…….das sich einer unzuzen machte herum zu gehen, dann etliche Sail auf dem Boden abgefault, daher sich der Weinstock eingeschlagen, der ober hernacher gesessen, die Schwellen und Pfetten verdrückt, die Rigelwand heraussen gefallen, und sind auch die 3 Stiegen und namentlich alle Böden im ganzen Haus so ba??, dass die samt 2 Riegelwänden im Stall, auch Ofen, Türen, Fenster und -laden, mehrenteil von Neuem zu machen. Die unumänderliche Notdurft erfordert, so muss das Dach von neuem gedeckt, etliche Riegelwand ganz neu gemauert, und die andern ausgebessert werden, nachdem auch in dem einen Häusern der Kochherd und in dem andern der Hinterstuben-Ofen eingeheizt wird, ist ferner Gefahr zu verhindern von Nutz solche beide von …… gebrannten (Lehm) zu besetzen, wie solches Alles in beigelegtem Überschlag mit Namen zu sehen ist. Was sonst den Hauptbau anbelangt, der ist von gutem gesundem Eichenholz, wann demselbigen gemachten Überschlag nachgeholfen wird, ist das Beständigkeit halber nicht viel ringer, als ein Haus so von Grund auf neu erbaut worden, ob ich wohl gern mit dem Überschlag ein mehreres eingezogen hatte, so hat es doch solches zu gutem Wehrschaft zu richten mit sein Machen, beläuft sich dieser Bau-Kost ungefähr auf die 187 Gulden und 30 Heller, welches er(rechnet) Gulden, Heller … ich war ………. berichten, und derselben zu behaulichen gleich gesonderlich beschellen sollen.“

Auch für den Umbau des Pfarrhauses sind seine mehrseitigen Arbeitsanweisungen erhalten geblieben und harren der Transkription.

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).
Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter

Arbeitsanweisungen Heinrich Schickhardts zum Umbau der Schule in Poltringen Seite 1 von 5 von 1630 (Hauptstaatsarchiv Stuttgart, N 220 A 132 „Schulhaus“)
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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte „Ein Apotheker aus Poltringen“

Der 1609 in Poltringen geborene Ludwig Weihenmajer (auch Weihenmeier) war einer der ersten Apotheker in Bietigheim, wo es ab 1559 eine Apotheke gab. Er übernahm diese 1651 als Schwiegersohn eines ehemaligen Apothekers dort, der wohl der Pest erlegen war. Ludwig Weihenmajer versah dann die Apotheke bis zu seinem Tod 1660. Um 1550 gab es im damaligen Herzogtum Württemberg außer in Reichsstädten zuerst nur in Stuttgart und Tübingen je eine Apotheke. Erst um 1629 hatten alle bedeutenden Amtsstädte ebenfalls eine Apotheke (aus „Beträge zur württembergischen Apothekengeschichte“ Band I 1950-52 S. 3-5 + Band V 1960-62 S. 41-42, Hrsg. Armin Wankmüller). Apotheker war damals ein noch sehr seltener Beruf.
Die erste „Apoteca“ in Deutschland gibt es seit 1241 in Trier. Sie und alle folgenden entstanden, da die Trennung der Berufe von Arzt und Apotheker von Stauferkaiser Friedrich II. mit dem „Edikt von Salerno“ von 1231 eingeführt wurde. Der Arzt sollte nicht daran verdienen, wenn er dafür sorgt, dass der Patient viele Medikamente einnimmt. Seine Aufgabe war es, zu diagnostizieren und Arzneimittel zu verordnen. Umgekehrt durften die ersten Apotheker selbst keine Patienten behandeln und die Arzneien auch nur zu gesetzlich festgelegten Preisen verkaufen.
Der Vater von Ludwig Weihenmajer, allerdings hier mit anderer Namensschreibweise, war zur Zeit seiner Geburt ev. Pfarrer von Poltringen: Johann Georg Weigenmeyer (auch Weiganmeir) von 1609 bis 1611. Er starb 1638 in Mönsheim im 30-Jährigen Krieg und wie vermerkt wird „nach vorausgegangenen Plünderungen und ausgestandenen großen Ängsten bei seinem Tochtermann im Forsthaus zu Leonberg, dahin er etliche Wochen vorher sich krank geflüchtet hatte“. Aus ev. Pfarrersfamilien stammten damals interessanterweise überraschend viele Apotheker.
Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).
Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“
Boris Dieter

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Die Poltringer Grenzsteine und die historische Gemarkungsgrenze“

Aus dem neuen „Grenzstein-Refugium“ am Ortsrand von Entringen sind mittlerweile weitere Aktivitäten entstanden, wie die digitale Erfassung der alten Gemarkungsgrenzen der Ammerbucher Ortsteile (GPS-Dateien auf Homepage Bürgerverein Ammerbuch) und die begonnene Transkribierung der Grenzbeschreibungen meist aus dem 18. Jahrhundert. Man kann nun mittels z.B. Google Maps die alte Poltringer Gemarkungsgrenze auf 13,8 km (= „Summa 2968 Ruthen, 3 Schue, 9 Zoll“) erwandern und diese mit der Grenzbeschreibung von 1767 (Titel: „Des gemeinen Fleckens allda gantzen Zehenden – Bezircks Zwäng und Bänn Beschreibung“) nachvollziehen. Das Dokument ist eines von nur einer Handvoll Dokumenten, die älter sind als der Brand des Poltringer Rathauses 1783, dem das komplette Ortsarchiv zum Opfer fiel. Von den dort genannten 98 Haupt-Grenzsteinen und ähnlich vielen „Läufern“ (Zwischengrenzsteine) gibt es aber nur etwa 40.
Der Poltringer Grenzstein Nr. 1 stand in der Nähe des Käsbaches am Schopfenloch zwischen den heutigen Schienen der Ammertalbahn und dem dortigen Regenrückhaltebecken. Er war wohl deswegen als Nr. 1 gewählt worden, da er als „Dreimärker“ besonders schön war und auf allen Seiten Inschriften trug: Richtung Poltringen mit einem Eber als Poltringer Fleckenzeichen und einer „1“, gegen Entringen mit einer Ente als deren Fleckenzeichen, gegen Pfäffingen mit einem Adler als Wappenzeichen der Familie von Gültlingen und auf der vierten Seite mit dem Wappenzeichen der Familie von Ehingen, Besitzer des Bergschlosses Oberpoltringen, einem doppelten Winkelhaken. Der Grenzstein war gleichzeitig auch der Grenzstein Nr. 8 der Entringer Grenzbeschreibung und Nr. 104 der Pfäffinger Grenzbeschreibung.

Weiß jemand etwas über seinen Verbleib? Beim Ablaufen der Gemarkungsgrenze waren leider weder der Grenzstein Nr. 1 noch die weiteren 21 vor 250 Jahren beschriebenen Grenzsteine und zusätzlichen Läufersteine zu finden. Diese markierten den Grenzverlauf vom Käsbach, östlich am Poltringer Wasserwerk und Lidl vorbei, mittig durch den hinteren Pfäffinger Sportplatz an die Ammer auf Höhe der Pfäffinger Straße „Biegenmühle“ und dann lange an der Ammer entlang Richtung Poltringen. Dort überquert die Gemarkungsgrenze die heutige Ammer und läuft Richtung Heidenwald den Berg hinauf. Der erste Grenzstein, der auffindbar war, ist auf der südlichen Ammerseite auf halber Strecke zum Heidenwald im Gewann „Lichtenberg“ der Grenzstein Nr. 22.
Im Heidenwald finden sich mehr Grenzsteine und Läufer, aber auch nicht mehr alle. Besonders schade ist, dass es den „Viermärker“, an dem sich die Grenzen von Poltringen, Pfäffingen, Wendelsheim und Oberndorf trafen, im Waldgewann Vogelsang ebenfalls nicht mehr gibt. Auch zwischen Heidenwald und Reusten gibt es nur noch zwei von früher etwa 30 Grenzsteinen. Diese beiden stehen rechts und links der Landstraße nach Oberndorf am Ende der Steigung. Von dort bis zum Beginn der Gemarkungsgrenze zu Entringen war überhaupt kein Grenzstein oder Läufer von früher etwa 80 auffindbar. Insgesamt gibt es von den 98 Haupt-Grenzsteinen nur noch 19. Von den 148 Läufern sind nur noch 25 auffindbar. D.h. circa 200 Grenzsteine und Läufer sind von 1767 bis heute verschwunden.
Auffindbar sind die Grenzsteine zum einen wegen der Lage direkt auf der Gemarkungsgrenze und zum anderen durch den in der Grenzbeschreibung aufgeführten Abstand zum vorhergehenden und nächsten Grenzstein in „Ruthen“ (altwürttembergische Rute mit ca. 4,6 m = 16 Schuh) und „Schuen“ (württembergischer Schuh mit ca. 0,29 m = 12 Zoll).

Für die AG „Poltringer Heimatgeschichte“

Boris Dieter

Grenzstein an Grenze zwischen Poltringen und Pfäffingen Richtung Heidenwald mit dem Alt-Wolkensteinischen Wappen (Wappenschild viergeteilt: Wolken- und Bergspitzensymbol) und oben der Nummer „22 (=ZZ)“, Alter unbekannt (sicher vor 1700), Bild: B. Dieter, Mai 2023
Posted by Sabine in Heimatgeschichte

„Grenzsteinzeugen“ gesucht

Liebe Mitglieder,
seit dem Frühjahr 2022 gibt es an der Weggabelung des Poltringer Weges in der Nähe des Entringer Bildungszentrums ein „Ammerbucher Grenzstein-Refugium“ (AGR), zu dem der HWV einen Trägerstein beigesteuert hat. Hier finden sich nach anfangs sechs Steinen nun mittlerweile 16 restaurierte historische Grenzsteine und eine Informationstafel.
Ergänzend zu diesem AGR möchte ich eine Kollektion von Grenzsteinzeugen der Ammerbucher Ortsteile z.B. zur Nutzung bei Führungen sowie zum Erhalt dieser Rechtstradition und Zeitzeugen anlegen. Bisher gibt es solch eine Sammlung in Ammerbuch nicht.
Früher gehörte zu fast jedem Grenzstein ein unter ihm vergrabener Grenzsteinzeuge. Wo und wie diese Zeugen lagen, kannte als „Zeugengeheimnis“ nur ein kleiner Kreis von geschworenen Einwohnern (sog. „Untergänger“ oder „Feldgeschworene“), um sicherzustellen, dass Grenzsteine nicht verrückt wurden. Diese Zeugen waren je Gemeinde und über die Zeiten hinweg unterschiedlich gestaltet. Die Tradition gab es seit dem 13/14. Jahrhundert und endete Mitte des 20. Jahrhunderts mit der modernen Landesvermessung und digitalen Geodaten.
Wie diese Grenzsteinzeugen aussehen, zeigt das Bild. Es fehlen bisher für die Sammlung nur noch die Grenzsteinzeugen von Reusten und Breitenholz. Wer über solche verfügt und diese überlassen würde, um die Kollektion zu vervollständigen, ist gerne willkommen.
Sollten Sie über Grenzsteinzeugen von Reusten oder Breitenholz verfügen oder wissen, wo solche erhältlich sind, freue ich mich über Ihre Kontaktaufnahme (07073-300 769).
Boris Dieter
Ehrenamtlicher Beauftragter (Landesdenkmalamt Ba-Wü)

Tönerne Grenzsteinzeugen der Ammerbucher Ortsteile Poltringen, Pfäffingen, Altingen, Entringen und des Staatswaldes, zudem ein Tübinger Grenzsteinzeuge (mit Glasur) und ein örtlich nicht zuordenbarer Zeugenstein (alle wohl 18.-20. Jahrhundert)

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Wasserschlossmodell – Modellbauer für Bergschloss gesucht!“

Vom Poltringer Wasserschloss gibt es ein Ansichtsmodell. Dieses ist zur 800 Jahr Feier im Jahr 1991 entstanden und steht aktuell im linken Flügel der Schlossscheuer. Erstellt hat dies liebevoll und ehrenamtlich in unzähligen Stunden Handarbeit der im alten Poltringer Mühlengebäude wohnende Hans-Joachim Schmidt mit dem in Entringen wohnende Modellschreiner Uli Steinke. Das Modell wurde detailgetreu fast ausschließlich aus Holz nachgebaut und es entstanden Materialkosten im Wert von damals ungefähr 250 EUR. Durch die qualitätsvolle Arbeit erfreut es bis heute Besucher.
Das Modell hat die Maße Breite 1,21 m, Tiefe 1,25 m und Höhe 1,05 m und stellt das Wasserschloss im Maßstab etwa 1:20 dar.

Vorderseite des Wasserschlossmodells vor dem Poltringer Rathaus, Februar 2018, Bild: B. Dieter
Vorderseite des Wasserschlossmodells vor dem Poltringer Rathaus, Februar 2018, Bild: B. Dieter

Da es mittlerweile mehrere bildliche Darstellungen und eine Beschreibung des 1613 erbauten und etwa 1790 abgebrochenen Bergschlosses gibt, wäre es möglich auch ein Modell des Bergschlosses zu erstellen. Gibt es jemand, der Interesse und Erfahrung hat ein Modell des Bergschlosses zu erstellen und sich dieser spannenden Aufgabe unterstützt durch den Heimat- und Wanderverein Ammerbuch e.V. und meine Expertise stellen möchte? Dann gerne bei mir melden: 07073-300 769.

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Dank für Bilderspenden“

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vielen Dank für die Zusendung der vielen Bilder aufgrund meines Aufrufes Anfang Mai an alle Bilderspender!
Damit helfen Sie mir meine ortsgeschichtlichen Artikel immer, um sie anschaulicher zu machen, mit einem Bild oder Karte zu versehen. Trotz intensiver Recherche in diversen Quellen und Archiven konnte ich aber zu bestimmten Themen bisher keine Bilder finden. Nun konnten Dank Ihrer Hilfe einige Lücken geschlossen werden.
Zu einigen Themen scheint es aber leider weiterhin keine Bilder, Karten oder Zeichnungen (mehr) zu geben; vielleicht findet sich doch noch etwas?
früheres Kriegerdenkmal des 1. Weltkrieges an der nordöstlichen Außenmauer der St. Stephanuskirche
Tieffliegerangriff / Kriegsende 1945
Ausgrabung der Römervilla am Käsbachknie
früheres Aussehen des Gässle-Brünnele
Quelle „Schwarzer Brunnen“ am Ammertalnordhang nach der Schwärzer Halde und der anschließenden Klinge direkt vor dem Bauhofbeginn auf der gegenüberliegenden Ammersüdseite (vor der Verschüttung mit Steinbruchschutt)
Gasthaus „Engel“ in der Kurve am Ortsausgang Richtung Oberndorf (heute Gebäude Ehingerstraße 12)
Aber auch zu bekannten Motiven gibt es aber immer wieder interessante Bildfunde, wie die Zeichnung der St. Stephanus-Kirche aus den 50er Jahren zeigt.

St. Stephanus-Kirche von der Malerin Marie Schiele-Fliedner (1881-1970), Entringen, gemalt mit Buntstiften 1952, im Besitz der Familie Reinhold Bauer, Entringen, Bild: B. Dieter, Juni 2022

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).
Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Das Wasserschloss vor dem schickhardtschen Umbau“

Etwa zur selben Zeit als das „evang.“ Poltringer Bergschloss gebaut wurde (1613), wurde auch das „kath.“ Wasserschloss umgebaut (1608). Beide Baumaßnahmen liefen interessanterweise jeweils unter der Leitung von Heinrich Schickhardt, dem Hofbaumeister des Herzogtums Württemberg, der zu Poltringen noch weitere bauliche und persönliche Bezüge hatte. Daher ist Poltringen-Ammerbuch heute auch Teil der Europäischen Kulturstraße „Heinrich Schickhardt“, die von der Schweiz über Frankreich bis in unsere Region führt.

Für die Zeit nach dem Umbau gibt es einige Bilder und das Schloss hat bis heute dieses äußere Aussehen beibehalten. Für das Aussehen des Schlosses vor dem Umbau ist bisher nur ein einziges, hier gezeigtes Bild bekannt.

Dieses Aquarell des Wasserschlosses eines unbekannten Zeichners von Norden, das vor 1608 und ggf. schon im 16. Jahrhundert entstanden sein muss, ist Teil eines Aktenbündels. Diese Dokumentensammlung betrifft die jahrzehntelang dauernden Verhandlungen zwischen Österreich und Württemberg zu den komplizierten Besitzverhältnissen vor Ort, die sich durch die Herrschaftsrechte der beiden religiös verfeindeten Nachbarländer in Poltringen ergaben.

Man sieht auf dem steinernen Sockelgeschoß der vierflügelig angelegten alten Wasserburg, das Schickhardt für den Nachfolgerbau übernahm, einen einstöckigen Fachwerkaufsatz sitzen. Das Bild enthält bei näherer Betrachtung einige interessante Details, die so bisher nicht bekannt waren. Die Gebäude und Geländegegebenheiten tragen zudem meist eine Beschriftung. Diese lautet transkribiert im Uhrzeigersinn beginnend oben, im Norden mit dem Keller auf der anderen Ammerseite beginnend folgendermaßen (Transkription: Dieter Christ, Boris Dieter und Reinhold Bauer):

Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 33 Bü 144
  • Am oberen Bildrand: „alles Wolken – – steinische – – Äcker“
  • Keller: „der alte Keller, im Lehenbrief bemelt (genannt)“
  • Mühle: „die eingenommene Müle“
  • Gebäude: „Sawstegen“ (Saustall, die drei zugeklappten Futtertröge sind erkennbar)
  • Scheuer: „Scheuer zum Schloß“
  • Acker: „Acker, der im Lehenbrief inßerirt“
  • Weg nach Oberndorf: „Fußpfad zu der Mühle, über österreichisch Acker“ (Ammerbrücke gab es wohl schon seit mindestens ca. 1600)
  • Ammer: „Das Wasser die Ammer genannt, so die Mühl treibt und allein Wolkenstein zugehörig“
  • Schloßscheuer: „Der neue Bau“
  • Westlicher Banngarten: „Baumgarten so Eigentumb“
  • Innenhof: „Der Schloßhof, darinnen die Fron all den Inhabern des Schloßes zugehörig, auch einzig allein von denselben eingezogen werden und der Burgfrid ist“
  • Pferdestall und Scheune: „Roßstall und Kornschütte zum Schloß“
  • Straße nach Reusten: „Straß zu d Pfarrkirch undt Closter“
  • Weinberge: „Wolkensteinische Weingärten“
  • Schloßweinberg- / Taläckerstraße: „Straß auf die Äcker“ (gegenüber der dort eingezeichneten etwaigen Kelter ist ein bisher unbekannter Keller- oder Stolleneingang eingezeichnet, eventuell der „neue Keller“ im Bau?)
  • Hottenberg: „alle Wolken …. stein …. nische …. Äcker“
  • Scheune: „Scheuer“
  • Wassergraben: „Schloßgraben“
  • Hauptstraße: „Straß zwischen den Weingarten so österreichisch und diselben Garten, darüber man zu der Mühle fahren muß“
  • Backhaus: „Backhaus zum Schloß, auch im Lehenbrief“
  • Taubenhaus und Roggenschütte: „Taubenhaus und Rokkenschütte“
  • Zusatztext unten links: „Dieser Abriss ist, nach und gegen Mittag, abgerissen und gemalt worden“
  • Weinberge: „Weingarten welche im Lehenbrief specificirt“
  • Schloß: „Das Schloss welches im Lehenbrief specifizirt und sehr baufällig“
  • Östlicher Banngarten: „Baumgarten im Lehenbrief angezogen“
  • Blasenbergstraße: „Ruina der gewesten Mül bei der Burg zu Boltringen“ (hier ist ein Steg über die Ammer zu sehen und dort stand früher die dritte Mühle von Poltringen neben der Schlossmühle und der späteren Sägmühle unten im Ort)
  • Aiblestraße/Ammerbegleitweg: „Fußpfad zum Dorff“

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – Ehrenamtlicher Beauftragter

Seit dem 03.08.2022 hat auch Ammerbuch einen „Ehrenamtlichen Beauftragten in der archäologischen Denkmalpflege“. Wir freuen uns mitteilen zu können, dass unser Vereinsmitglied und Kassenprüfer Boris Dieter für dieses Ehrenamt vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart im Einvernehmen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde im Tübinger Landratsamt für die Bereiche „Ammerbuch und Schönbuch“ bestellt wurde.Basis für diese Entscheidung waren u.a. seine heimatgeschichtlichen Recherchen für unseren Verein, aus denen seit 2018 zwei Bücher bzw. über 160 Artikel meist für das Amtsblatt entstanden sind, der Einsatz als stv. Vorsitzender des Ammerbucher Bürgervereins e.V. für die denkmalgeschützte Schlossscheuer, die spendenfinanzierte Geo-Radar-Prospektion des Gässle-Brünnele-Kanals im Sommer 2021, die Gründung des Ammerbucher „Grenzstein-Refugiums“ im April 2022 und seine Mitarbeit seit September 2021 bei der archäologischen Lehrgrabung in Reusten sowie der Fundbearbeitung in Tübingen.„Ehrenamtliche Beauftragte“ sind fachkundig geschulte Laien und unterstützen die staatliche Denkmalpflege in ihren praktischen Aufgaben vor Ort. Landesweit bilden Sie über alle 1.101 Gemeinden hinweg ein Netzwerk von über 250 freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und bilden ein Bindeglied zu örtlichen Institutionen. Im Regierungspräsidium Tübingen sind ca. 20 aktiv. Sie unterstützen bei:

  • der Beobachtung archäologischer Verdachtsflächen
  • der Überprüfung bekannter archäologischer Denkmale
  • dem Kontakt zu den Unteren Denkmalschutzbehörden
  • der Überwachung von Baumaßnahmen vor Ort
  • der Dokumentation und Bergung archäologischer Funde und Befunde
  • und bei Rettungsgrabungen

Sie sind lokal Auge, Ohr und Hand des Landesdenkmalamtes, kennen die örtlichen Gegebenheiten und relevanten Ansprechpartner, sind mit benachbarten Beauftragten und zertifizierten Sondengängern vernetzt, kennen wichtige Informationsquellen und sind durch ihre Präsenz vor Ort für die Bevölkerung einfach ansprechbar. Koordiniert werden die Beauftragten von den regional zuständigen, hauptamtlichen Gebietsreferenten des Landesdenkmalamtes.  Eine erste Beauftragung und Sicherstellung von Funden ergab sich dann auch schon durch gehäufte Knochenfunde in den „Gassäckern“ zwischen Flugfeld und Hardtwald.Ein nächstes Projekt in Abstimmung mit den Landesdenkmalamt könnte dann die Ausgrabung, Dokumentation und Reparatur der wohl zwei Leckstellen des Gässle-Brünnele-Kanals, um seine frühere Ergiebigkeit wieder herzustellen.Bestehen Fragen oder gibt es Fundhinweise, kann über 07073-300 769 oder heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de eine Kontaktaufnahme erfolgen. Alternativ kann auch der zuständige Gebietsreferent Dr. Marc Heise kontaktiert werden:  07071-757-24 13, marc.heise ät rps.bwl Punkt de

Amtlicher Lichtbildausweis der ehrenamtlich Beauftragten

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Poltringer Straßennamen erklärt – Teil 1“

Im Heimatbuch von 1971 sind auf den Seiten 15 bis 35 alle Gewannnamen der Gemarkung Poltringen im Detail und sehr anschaulich erklärt. Zu den Straßennamen gibt es etwas Ähnliches nicht. Es gibt nur zu allen Straßennamen Ammerbuchs auf der Homepage der Gemeinde ein „Straßenverzeichnis“ mit maximal sehr kurzen Erläuterungen.

Bei den meisten der über 50 Straßennamen in Poltringen braucht es auch keine größere Erläuterung, da ihre Bedeutung auf der Hand liegt. Dies ist der Fall bei allen Straßen mit Namen von Pflanzen (z.B. Wacholderweg oder Kiefernweg), Ortschaften (z.B. Entringer Straße oder Wendelsheimer Weg), Berühmtheiten (z.B. Schickhardtring oder Jahnstraße), (ehemalige) Gasthäuser (z.B. Hirschstraße und Engelstraße), Gewannnamen oder Bergen (z.B. Kornbergstraße, Haldenstraße, Aiblestraße oder Wasenbreite) oder mit den Namen von ehemaligen Ortsherren (z.B. Pfalzgrafenring oder Erbachstraße).

Ausschnitt aus „Ansichten der gräflich wolkensteinischen, teils eigenen, teils lehenbaren Schlösser samt Gärten, Umland, Neben- und Wirtschaftsgebäuden in Poltringen 1695“ (B 33 Büchel 63 Hauptstaatsarchiv Suttgart), mittig Rathaus und Turm mit Kreuz und Nummer 25, unten Ammer, rechts Bergschloss mit Weinberg unterhalb

Bei einigen Straßennamen ist aber die Bedeutung nicht so leicht zu erkennen. Diese sind daher hier, soweit Informationen dazu ermittelbar waren, erläutert:

Holzweg – Dies war der alte Hohlweg, der etwa die frühere Poltringer Säge an der Ammer hinter dem Gasthof „Adler“ bei der Ammerbrücke in direkter Linie mit dem Schönbuch und dem dortigen früheren Poltringer „Communewald“ (1821-1890) bei Hohenentringen verband. Er ist aber schon 1355 im Bebenhäuser Urbar als „Holtzweg“ und 1484 als „Bolltringer Holtzweg“ in einem Vergleich erwähnt. Die Sägerei ist aber erst ab etwa Mitte des 19. Jahrhundert belegt; der Weg wurde also schon seit alters her zum Holztransport genutzt.

Froschgasse – Diese Gasse trägt ihren Namen daher, dass dies früher ein sehr sumpfiger Feldweg zur Ammer hin war und es dort wahrscheinlich deswegen viele Frösche gab.

Turnerstraße – Hier gab es vor dem zweiten Weltkrieg einen Turnplatz. Dieser lag daher nicht weit entfernt vom alten Rathaus, in dem Schulräume und der Kindergarten war. Der Bereich wird auch „Ga(e)nswinkel“ genannt, da sich dort früher die Gänse des Dorfes sammelten, da es hier früher relativ flach in die Ammer ging.

Turmstraße – Der Straßenname rührt daher, dass das frühere Poltringer Rathaus über einen Gefängnisturm verfügte. Dies ist auf einer Panoramakarte von 1695 zu sehen. Nach einem Um- oder Neubau 1778 brannte dies aber schon 1783 ab und wurde ohne Turm in der Form wiedererrichtet, in der es dann in den 1970er Jahren zur Verbreiterung der Hauptstraße abgerissen wurde. Zudem ragte das alte Rathaus sowieso von der Straße, die von der Engelstraße und der Ammer zur Hauptstraße steil hinaufführte, turmartig hoch auf und verfügte dadurch über fünf Stockwerke: Gewölbekeller („Narrenhäusle“), Erdgeschoß Molkerei, früher Waage, 1.OG Kindergarten, 2.OG auf Hauptstraßenniveau Rathaus und Gefängnis, darüber dann noch zwei Dachgeschoße.

Banngarten – Dies war ein großes, umhegtes Gartengrundstück, welches der Nutzung durch die Schlossherrschaft vorbehalten war.
Sommerweg – Diesen Straßenname gibt es erst seit den 70er Jahren, vorher war dies ein Feldweg. Wahrscheinlich kam es zu der Benennung, da dies eine sehr sonnige und für den Weinbau gut geeignete Halde war. Daher war dort auch der „Schlossweinberg“ und heute die Schlossweinbergstraße.

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter

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