Postgeschichtliche Forschung für Ammerbuch: Aktueller Stand nach erfolgreicher Rückmeldung
Dank einiger Rückmeldungen aus der Ammerbucher Bürgerschaft konnte die postgeschichtliche Forschung für Ammerbuch weiter vorangetrieben werden. So haben sich für einige Ortsteile neue Erkenntnisse, wie auch interessante Einsichten auf Basis von über 100 Jahren alten Postkarten ergeben. Vielen Dank für die Rückmeldungen! Auch das Kreisarchiv unterstützt hier.
Im Artikelbild springen wir in das Entringen vor über 100 Jahren. Dank abgeschlagenem Entringer Poststempel vom 13. April 1911 lässt sich diese Postkarte genau datieren und gibt einen schönen Einblick in das Dorfleben. Zwei Knaben neben der Fahnenstange, im Hintergrund der Rathausbrunnen, wo an diesem Tag augenscheinlich Waschtag war (heute weiter nach rechts versetzt) sowie das Rathaus, in Verlängerung die Kirchstraße. Dank solcher postgeschichtlichen Stücke lässt sich auch eindrucksvoll die Entwicklung eines Dorfes, hier exemplarisch Entringen, nachvollziehen.
Haben Sie noch weitere Stücke (Briefumschläge oder Postkarten) aus Ammerbuch, die diese Forschungsarbeit unterstützen? Über eine Rückmeldung hierzu würden wir uns unter folgenden Kontaktdaten freuen: Ron Pichler, ron.pichler ät live punkt de, 07032-8931090 oder heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Die Poltringer Ammerbrücken“
In Poltringen gibt es heute sieben Ammerbrücken (von Reusten aus aufgelistet):
Landwirtschaftliche Ammerquerung beim Bauhof
Steinbrücke bei der St. Stephanus-Kirche
Brücken am Schlossgarten und Ammerkanal
Fußgängerbrücke beim Wasserschloss
Straßenbrücke Blasenbergstraße beim Rathaus
Straßenbrücke Ehingerstraße in der Nähe der St. Klemens-Kirche
Fußgängerbrücke am ehemaligen Sägemühlenstauwehr
Historisch und als Kulturdenkmal gemäß § 2 DSchG geschützt ist nur die Steinbrücke bei der St. Stephanus-Kirche. Alle anderen Brücken sind modern, hatten aber teilweise historische Vorgänger. Die erste Karte, auf der Brücken über die Ammer in Poltringen klar erkennbar sind, ist eine Darstellung des Wasserschlosses vor 1608. Dort ist im Ort auf Höhe der heutigen Blasenbergstraßenbrücke ein Steg zu erkennen (hier waren damals noch die Ruinen der früher dritten Mühle in Poltringen) und bei der St. Stephanus-Kirche eine Steinbrücke. Es ist anzunehmen, dass es zu dieser Zeit im Dorf nur eine, aber wohl flache Furt gab, aber keine Brücke. Über die Brücke bei der St. Stephanus-Kirche und dem damaligen Nonnenhaus dort führte daher früher die Fahrstraße von Poltringen und Reusten nach Oberndorf.
Auf einer Übersichtskarte des Poltringer Schlossgutes von 1695 ist im Dorf und bei der St. Stephanuskirche sowie am Schloss selbst aber dann zu erkennen, dass es damals dort nur je eine Furt durch die Ammer gab, aber keine Brücken. Vielleicht wurden diese im 30-Jährigen-Krieg zerstört. Die ersten Karten, die im Ort wieder eine Brücke zeigen, stammen dann von 1709 bzw. 1750 und dokumentieren die damaligen Forstgebiete und Jagdgrenzen. Auf den ersten topographischen Karten von 1819 ist dann im Ort und bei der St. Stephanus-Kirche wieder je eine öffentliche Brücke eingezeichnet. In der Herrenberger Oberamtsbeschreibung von 1855 ist bei der St. Stephanuskirche eine steinerne und im Dorf eine hölzerne Brücke genannt.
Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de). Für die AG „Heimatgeschichte“, Boris Dieter
Für ein ehrenamtliches Forschungsprojekt der Ammerbucher Münz- und Briefmarkenfreunde und des Heimat- und Wandervereins e.V. zur Postgeschichte der Ammerbucher Ortsteile werden Postkarten und Briefe bzw. vor allem Briefumschläge mit Briefmarken und Stempeln von vor 1990 aus allen Ortsteilen von Ammerbuch gesucht. Mit diesen Materialien sollen dann eine Ausarbeitung zur Ammerbucher Postgeschichte, Amtsblattartikel, ggf. ein Vortrag und ein Lehrvideos (im reichweitestarken Youtube-Kanal RonAleX „Briefmarkenecke“ von Ron Pichler) entstehen. Die gesuchten Briefe und Postkarten sollten:
vor 1990 von / nach den Ammerbucher Ortsteilen gelaufen sein
und gerne auch aus dem 18./19./20. Jahrhundert oder früher stammen
die Inhalte der Briefumschläge bleiben außer Betracht, da es primär um Stempel und Briefmarken geht
Sie würden uns diese Briefe und Postkarten dann zum Einscannen überlassen. Nach der digitalen Erfassung würden wir Ihnen diese wieder zurückgeben. Gerne können solche Briefe und Postkarten dem Projekt aber auch dauerhaft überlassen werden.
Wir sind sehr gespannt, was wir als ältesten Brief oder Postkarte mit Briefmarken und Stempeln erfassen können! Bisher sind das ein Brief von 1933 von Poltringen, von 1865 von Altingen, von 1939 von Breitenholz, von 1878 von Entringen, von 1911 von Pfäffingen 1911 und von 1940 von Reusten. Ansprechpartner sind:
Ron Pichler (Ammerbucher Münz- und Briefmarkenfreunde) 07032-89 31 090 ron.pichler ät live punkt de Heubergstr. 4 in Altingen
Boris Dieter (Heimat- und Wanderverein) 07073-300 769 boris.dieter ät arcor punkt de Schickhardtring 15 in Poltringen
Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen möchte oder Fragen hat, kann sich gerne auch bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de). Für die AG „Heimatgeschichte“, Boris Dieter
Kleines Extra 😉 Link zu einem Poltringer Ortsgeschichtethema in Videoformat https://www.youtube.com/watch?v=COkRpyq70Ww&t=36s
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Die Poltringer Amtsglocke“
Bevor es ein Amtsblatt gab, wurden allgemeine Informationen für die Bevölkerung ausgehängt und/oder mit einer Glocke, der sogenannten „Schell“, im Ort „ausgeschellt“. In Poltringen war das bis etwa zur Vereinigung zu Ammerbuch der Fall. Erst dann ersetze das gemeinsame Ammerbucher Amtsblatt das Ausschellen. Der letzte Amtsbote bzw. „Schütz“ war der Feldschütz Wilhem Maier, der diese Aufgabe im Nebenberuf wahrnahm. Sonst ein Amtssymbol oder Uniform außer der Glocke hatte der Poltringer Amtsbote nicht. Die Amtsausübung erfolgte in Zivilkleidung.
Seine Aufträge erhielt der Amtsbote vom Bürgermeister. Er lief dann durch das Dorf, hielt an etwa zehn Stellen an, läutete länger die Glocke, wartete etwas ab und rief dann mehrfach „BEKANNTMACHUNG!“. Dann verlas er die zu verkündenden Informationen. Dies erfolgte ungefähr zweimal im Monat. Informationen, die ausgeschellt wurden, waren z.B. Abholstellen für Briketts, gemeindlicher Holzverkauf, Gemeinderatssitzungstermine, Verpachtung Apfelbäume, Tierquarantäneanordnungen und Einsatz der Dreschmaschine im Schlosshof. Die heute noch im Ortsvorsteherzimmer lagernde Glocke aus dem wohl 20. Jahrhundert ist 30 cm hoch (Holzstiel 18 cm, Messingglocke 12 cm) und hat unten einen Durchmesser von 14 cm. Inschriften trägt die schmucklose, massive Glocke leider nicht. Ihr Gewicht beträgt 1,3 kg. Für die Informationen zur „Schell“ und dem „Schütz“ und das Zeitzeugeninterview danke ich Rose und Meinrad Schmid. Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).
Für alle interessierten Mitglieder und deren Freunde oder Angehörige bieten wir am Sonntag, den 2. Juni 2024 von 15:45 Uhr bis etwa 18 Uhr eine Wanderung mit Boris Dieter zum „Ammerbucher Grenzstein Refugium“ (AGR) an. Da wir auch abseits befestigter Wege unterwegs sind, ist festes Schuhwerk nötig. Treffpunkt ist unter der Linde am Flugsportverein Poltringen. Von dort werden wir das AGR ansteuern, dort eine Führung machen und auf dem Rückweg ein paar Grenzsteine an ihrem historischen Standort besuchen. Mittlerweile gibt es nach dem Start im Jahr 2022 mit zwei Steinen dort schon 34 gerettete Grenzsteine und die in der Palmberghütte befindliche, dazugehörige Grenzsteinzeugensammlung. Von dort kehren wir wieder zum Ausgangspunkt zurück und es gibt die Möglichkeit den Tag im „Goldenen Propeller“ mit Essen und Trinken ausklingen zu lassen. Eine Reservierung für 15 Personen dort ist erfolgt. Zur genauen Planung der dort benötigten Plätze ist eine verbindliche Anmeldung für das Restaurant bei Boris Dieter unter 07073-300 769 oder boris.dieter ät arcor punkt de bis 30.05.2024 erwünscht.
Für die „Arbeitsgemeinschaft Poltringer Ortsgeschichte, Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Urfehde“
Von 1533 gibt es eine Urkunde im Stuttgarter Hauptstaatsarchiv eines Jorg Maurer aus Poltringen, in der er Urfehde schwört (Hauptstaatsarchiv Stuttgart Signatur J 13 U 86). Die Urfehde oder Unfehde, der Verzicht auf Fehde oder Rache am Gegner, begegnet man im Mittelalter als Streiturfehde und als Hafturfehde. Die Streiturfehde beendete eine begonnene oder angedrohte Fehde, während im Zuge einer Hafturfehde ein freigelassener Häftling eidlich versprach, sich nicht an den für seine Verhaftung Verantwortlichen zu rächen. Der Delinquent anerkannte die Strafwürdigkeit seines Vergehens oder Verbrechens und schwor, sich nach der Haftentlassung weder am Gerichtsherrn noch bei seinen Dienern und Beamten zu rächen. Zugleich anerkannte er mit der Urfehde die ihm auferlegte Strafe. Im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit war vor allem die Hafturfehde von Bedeutung. Fast alle inhaftierten Personen wurden nur mit einer schriftlich beurkundeten Urfehde entlassen und unter Strafe gestellt. Heute ist damit die Bewährungsstrafe vergleichbar. Die Urfehde beruht auf den Blutrachevorstellungen der Germanen, bei denen der Streit durch eine eidliche Vertragsform beigelegt wurde.
Text des Pergaments:
„Jorg Maurer (Muwrer) von Poltringen schwört nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im Turm zu Horb, in das er wegen gewaltsamer Entführung der Frau seines Dienstherrn, des Walkmüllers Jacob Folgk zu Horb, namens Margarethe Schnäblerin und wegen ausgestoßener, lebensgefährlicher Drohungen gegen seinen Herrn gekommen war, Urfehde gegen König Ferdinand, dessen Erben, Haupt- und Amtleute, Räte und Diener sowie die Stadt Horb. 1533 Juni 20 (freiitag nach sant Veits des hailligen martiers tag von geburt Cristi unsers lieben hern als man zalt funffzehenhundert dreissig und drii iar) Siegler: Junker Jheronimus Ifflinger von Graneck zu Horb“
Warum Jorg Maurer die Frau seines Dienstherrn entführt hat und ihm massiv gedroht hat, war bisher leider nicht zu recherchieren.
Der Familienname Maurer ist in Poltringen erstmals im 14. Jahrhundert schriftlich nachweisbar. So ist im Bebenhäuser Urbar von 1356, dem ersten Gesamtverzeichnis der jährlichen Einnahmen des Klosters Bebenhausen als Abgabenschuldner oder Anlieger ein Bertoldi Múrer (Berthold Maurer) genannt. Im württembergischen Schönbuch-Urbar von 1383 ist bezüglich Waldnutzungsrechten und Einkünfte ein Haintz der Murer (Heinz Maurer) erwähnt.
Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).
Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter
Um das „Ammerbucher Grenzstein Refugium (AGR)“, Lage und Bilder siehe Google Maps, bezüglich Poltringen abzurunden, suchen wir noch je einen Grenzstein aus Ammerbuch mit den folgenden Inschriften (siehe Bilder bestehender Steine):
rechtes Bild: Wappen der Herren von Ehingen (17. Jhrdt.): ein nach oben weisender Winkel/Sparren
linkes Bild: Wappen der Herren von Wolkenstein (16/17. Jhrdt.): abgerundete Wolken und spitze Berggipfel
Hierfür kommen allerdings für das AGR nur Grenzsteine in Betracht, die nicht mehr an Ihrem ursprünglichen Platz stehen und/oder zerstört sind. Stehen Steine unzerstört an ihrem historischen Standort, dürfen diese nicht entfernt werden.
Sollten Sie von solchen Steinen wissen, können Sie sich gerne bei Boris Dieter (Tel. 07073 300769) oder unter heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de melden. Die Steine werden dann von uns geprüft, mit Ihrer Zustimmung geborgen, gereinigt, ggf. fachmännisch repariert, dokumentiert und im Refugium eingebaut.
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Der Schulhausumbau von Heinrich Schickhardt 1630“
Heinrich Schickhardt (1558-1635), der Hofbaumeister des Herzogtum Württembergs, hatte viele Bezüge zu Poltringen. Er baute 1608 das Wasserschloss in die heutige Form um, er errichtete 1613 das Bergschloss „Oberpoltringen“ (Abbruch ca. 1791), er plante 1617 für das Bergschloss eine Steigleitung und Pumpstation an der Ammer und er verantwortete 1630 den Umbau von Schule und Pfarrhaus. Zudem heiratete seine Nichte Anna (1593-1635) im Jahr 1624 Johann Jacob Dieterlin (1594-1629), der bis zu seinem Tod evang. Pfarrer in Poltringen war. Auch am benachbarten Schloss Roseck (undatiert) und in Altingen (Pfarrhaus 1622 und Zehntscheuer undatiert) war er an (Um-) Bauten beteiligt. Deswegen ist Ammerbuch seit 2021 auch Teil der internationalen „Kulturstraße des Europarates Heinrich Schickhardt”, die von der Schweiz über Frankreich in unsere Region führt.
Über den Umbau der Schule gibt es im Stuttgarter Hauptstaatsarchiv unter der Signatur N 220 A 132 „Schulhaus“ fünf Blatt Dokumente (Teiltranskription mit Hilfe von Joachim und Marianne Renschler, Ellwangen, und Reinhold Bauer, Entringen). Hier Ausschnitte aus den Originaltexten (S. 1 erster Teil + S. 3): „Im Jahre 1630. Poltringen Scholhaus. Ohngeverer Jberschlag Zümer Arbeit
Der Zümermann soll zwischendt der Kürchof Maur und der Haus Thir, den obern Stockh sampt dem selbigen Gebelckh auf 15 s lang mit Hebgeschiren in die Hohe wie dar vor gewesen auf ziehen, 4 Aichene sail so weit sie vom Boden auff schadhaft absegen, die mit einer Aichen Schwellen die von der Maur bis an das Kellerloch geht underfahren, ein newe Pfete, 2. Newe Rigel und ein newe Schwellen auf dem ersten Gebelckh ein ziehen, die in der Schwellen beü der Thir den halben Theil her auß schneiden, ein Pfosten (und 1 Rigel) in die vor Stal Thir machen (und die Thir flickhen), in der hindereen Stal Thür 2 Rigel ein ziehen, in dem undern Häusern ein Rigel Wand und durch den Stall 2 1/2 s von der hendern Wand noch ein Rigel Wand, wie auch ein Kieh Kripen in Stall machen, Revernitur am Cloac an … in gedacht Genglin richten. ein Thir in Stal und eine zum Heimlikhait machen, 3. newe Stiegen (sampt einem Stiegenglenter) zurichten was am alten Holz noch guet soll er wider brauchen, im obern Stockh, in der einen Kamer und Zweüen Heusern, wie auch ob beiden Stuben, newe gefelzte Boden legen, den Thiren hellffen, die Briter so an die Balcken inder der Stuben abbrechen, gehobelte Bräter starckh an naglen. An dieser Arbeit mag ein Zimerman verdienen —————–20.fl (=Gulden).“
„Was die Schuolbehausung belangt, ist die selbig vornen neben der Haustür am Zu…….das sich einer unzuzen machte herum zu gehen, dann etliche Sail auf dem Boden abgefault, daher sich der Weinstock eingeschlagen, der ober hernacher gesessen, die Schwellen und Pfetten verdrückt, die Rigelwand heraussen gefallen, und sind auch die 3 Stiegen und namentlich alle Böden im ganzen Haus so ba??, dass die samt 2 Riegelwänden im Stall, auch Ofen, Türen, Fenster und -laden, mehrenteil von Neuem zu machen. Die unumänderliche Notdurft erfordert, so muss das Dach von neuem gedeckt, etliche Riegelwand ganz neu gemauert, und die andern ausgebessert werden, nachdem auch in dem einen Häusern der Kochherd und in dem andern der Hinterstuben-Ofen eingeheizt wird, ist ferner Gefahr zu verhindern von Nutz solche beide von …… gebrannten (Lehm) zu besetzen, wie solches Alles in beigelegtem Überschlag mit Namen zu sehen ist. Was sonst den Hauptbau anbelangt, der ist von gutem gesundem Eichenholz, wann demselbigen gemachten Überschlag nachgeholfen wird, ist das Beständigkeit halber nicht viel ringer, als ein Haus so von Grund auf neu erbaut worden, ob ich wohl gern mit dem Überschlag ein mehreres eingezogen hatte, so hat es doch solches zu gutem Wehrschaft zu richten mit sein Machen, beläuft sich dieser Bau-Kost ungefähr auf die 187 Gulden und 30 Heller, welches er(rechnet) Gulden, Heller … ich war ………. berichten, und derselben zu behaulichen gleich gesonderlich beschellen sollen.“
Auch für den Umbau des Pfarrhauses sind seine mehrseitigen Arbeitsanweisungen erhalten geblieben und harren der Transkription.
Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de). Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte „Ein Apotheker aus Poltringen“
Der 1609 in Poltringen geborene Ludwig Weihenmajer (auch Weihenmeier) war einer der ersten Apotheker in Bietigheim, wo es ab 1559 eine Apotheke gab. Er übernahm diese 1651 als Schwiegersohn eines ehemaligen Apothekers dort, der wohl der Pest erlegen war. Ludwig Weihenmajer versah dann die Apotheke bis zu seinem Tod 1660. Um 1550 gab es im damaligen Herzogtum Württemberg außer in Reichsstädten zuerst nur in Stuttgart und Tübingen je eine Apotheke. Erst um 1629 hatten alle bedeutenden Amtsstädte ebenfalls eine Apotheke (aus „Beträge zur württembergischen Apothekengeschichte“ Band I 1950-52 S. 3-5 + Band V 1960-62 S. 41-42, Hrsg. Armin Wankmüller). Apotheker war damals ein noch sehr seltener Beruf. Die erste „Apoteca“ in Deutschland gibt es seit 1241 in Trier. Sie und alle folgenden entstanden, da die Trennung der Berufe von Arzt und Apotheker von Stauferkaiser Friedrich II. mit dem „Edikt von Salerno“ von 1231 eingeführt wurde. Der Arzt sollte nicht daran verdienen, wenn er dafür sorgt, dass der Patient viele Medikamente einnimmt. Seine Aufgabe war es, zu diagnostizieren und Arzneimittel zu verordnen. Umgekehrt durften die ersten Apotheker selbst keine Patienten behandeln und die Arzneien auch nur zu gesetzlich festgelegten Preisen verkaufen. Der Vater von Ludwig Weihenmajer, allerdings hier mit anderer Namensschreibweise, war zur Zeit seiner Geburt ev. Pfarrer von Poltringen: Johann Georg Weigenmeyer (auch Weiganmeir) von 1609 bis 1611. Er starb 1638 in Mönsheim im 30-Jährigen Krieg und wie vermerkt wird „nach vorausgegangenen Plünderungen und ausgestandenen großen Ängsten bei seinem Tochtermann im Forsthaus zu Leonberg, dahin er etliche Wochen vorher sich krank geflüchtet hatte“. Aus ev. Pfarrersfamilien stammten damals interessanterweise überraschend viele Apotheker. Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de). Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“ Boris Dieter
Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Die Poltringer Grenzsteine und die historische Gemarkungsgrenze“
Aus dem neuen „Grenzstein-Refugium“ am Ortsrand von Entringen sind mittlerweile weitere Aktivitäten entstanden, wie die digitale Erfassung der alten Gemarkungsgrenzen der Ammerbucher Ortsteile (GPS-Dateien auf Homepage Bürgerverein Ammerbuch) und die begonnene Transkribierung der Grenzbeschreibungen meist aus dem 18. Jahrhundert. Man kann nun mittels z.B. Google Maps die alte Poltringer Gemarkungsgrenze auf 13,8 km (= „Summa 2968 Ruthen, 3 Schue, 9 Zoll“) erwandern und diese mit der Grenzbeschreibung von 1767 (Titel: „Des gemeinen Fleckens allda gantzen Zehenden – Bezircks Zwäng und Bänn Beschreibung“) nachvollziehen. Das Dokument ist eines von nur einer Handvoll Dokumenten, die älter sind als der Brand des Poltringer Rathauses 1783, dem das komplette Ortsarchiv zum Opfer fiel. Von den dort genannten 98 Haupt-Grenzsteinen und ähnlich vielen „Läufern“ (Zwischengrenzsteine) gibt es aber nur etwa 40. Der Poltringer Grenzstein Nr. 1 stand in der Nähe des Käsbaches am Schopfenloch zwischen den heutigen Schienen der Ammertalbahn und dem dortigen Regenrückhaltebecken. Er war wohl deswegen als Nr. 1 gewählt worden, da er als „Dreimärker“ besonders schön war und auf allen Seiten Inschriften trug: Richtung Poltringen mit einem Eber als Poltringer Fleckenzeichen und einer „1“, gegen Entringen mit einer Ente als deren Fleckenzeichen, gegen Pfäffingen mit einem Adler als Wappenzeichen der Familie von Gültlingen und auf der vierten Seite mit dem Wappenzeichen der Familie von Ehingen, Besitzer des Bergschlosses Oberpoltringen, einem doppelten Winkelhaken. Der Grenzstein war gleichzeitig auch der Grenzstein Nr. 8 der Entringer Grenzbeschreibung und Nr. 104 der Pfäffinger Grenzbeschreibung.
Weiß jemand etwas über seinen Verbleib? Beim Ablaufen der Gemarkungsgrenze waren leider weder der Grenzstein Nr. 1 noch die weiteren 21 vor 250 Jahren beschriebenen Grenzsteine und zusätzlichen Läufersteine zu finden. Diese markierten den Grenzverlauf vom Käsbach, östlich am Poltringer Wasserwerk und Lidl vorbei, mittig durch den hinteren Pfäffinger Sportplatz an die Ammer auf Höhe der Pfäffinger Straße „Biegenmühle“ und dann lange an der Ammer entlang Richtung Poltringen. Dort überquert die Gemarkungsgrenze die heutige Ammer und läuft Richtung Heidenwald den Berg hinauf. Der erste Grenzstein, der auffindbar war, ist auf der südlichen Ammerseite auf halber Strecke zum Heidenwald im Gewann „Lichtenberg“ der Grenzstein Nr. 22. Im Heidenwald finden sich mehr Grenzsteine und Läufer, aber auch nicht mehr alle. Besonders schade ist, dass es den „Viermärker“, an dem sich die Grenzen von Poltringen, Pfäffingen, Wendelsheim und Oberndorf trafen, im Waldgewann Vogelsang ebenfalls nicht mehr gibt. Auch zwischen Heidenwald und Reusten gibt es nur noch zwei von früher etwa 30 Grenzsteinen. Diese beiden stehen rechts und links der Landstraße nach Oberndorf am Ende der Steigung. Von dort bis zum Beginn der Gemarkungsgrenze zu Entringen war überhaupt kein Grenzstein oder Läufer von früher etwa 80 auffindbar. Insgesamt gibt es von den 98 Haupt-Grenzsteinen nur noch 19. Von den 148 Läufern sind nur noch 25 auffindbar. D.h. circa 200 Grenzsteine und Läufer sind von 1767 bis heute verschwunden. Auffindbar sind die Grenzsteine zum einen wegen der Lage direkt auf der Gemarkungsgrenze und zum anderen durch den in der Grenzbeschreibung aufgeführten Abstand zum vorhergehenden und nächsten Grenzstein in „Ruthen“ (altwürttembergische Rute mit ca. 4,6 m = 16 Schuh) und „Schuen“ (württembergischer Schuh mit ca. 0,29 m = 12 Zoll).