Heimatgeschichte

Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Ein unglücksseliger Pfarrer aus Poltringen“

Im Jahre 1711 wurde in Poltringen der spätere evang. Pfarrer Johann Konstantin Schmid(t), als Sohn des evang. Pfarrers Johannes Schmid(t) von Reusten und Pfarrverwesers von Poltringen (1710-1722) geboren. Er studierte in Tübingen bis 1736, war dann bis 1746 in Heilbronn als Hauslehrer tätig, von wo er dann 1747 im nördlich gelegenen Biberach/Heilbronn seine erste Pfarrstelle erhielt.

1754 wurde er jedoch suspendiert und im Folgejahr entlassen, „seine Aufführung sei hochstrafbar gewesen“ und er sei „abgekommen wegen schlechten Wandels“ (weitere Details gibt es leider nicht). Er ging dann 1755 als Diakon in das südlich von Heilbronn gelegene Talheim an der Schozach, wurde aber 1756 dort nicht angenommen und fortgeschickt, da er sich „eigentlich hereingedrängt hatte“. 1760 ist er dann Pfarrer in Mauren bei Böblingen und 1769 bis 1778 Pfarrer in Marschalkenzimmern, da er mit seinem Schwiegersohn Johann David Husuadel die Stelle tauschte.

Er war zweimal verheiratet und hatte sieben Kinder, von denen zwei sehr früh starben. Seine erste Frau, eine Schwester eines späteren evang. Pfarrers von Reusten und Pfarrverwesers von Poltringen und Nachfolger seines Vaters, heiratete er 1730, diese starb dann 1759. Seine zweite Frau, die er 1761 heiratete, litt später an Wahnsinn und hielt ihren Mann für einen Hexenmeister. Sie stürzte sich in Mauren aus dem Fenster und starb einige Zeit darauf im Jahre 1782.

In Marschalkenzimmern hatte Schmidt die 37jährige Anna Maria Majer als Magd, die ihm 1777 tote Zwillinge gebar. Er wurde deshalb 1778 durch die Bürger verklagt und auch dort entlassen. Sein Schwiegersohn Husuadel, jetzt Pfarrer in Mauren, nahm ihn dann dort als Mesner auf. Aus Rücksicht auf die Umstände seiner verrückten Frau und seiner Armut wurde ihm ein Gnadengeld bis zu seinem Tode zugesprochen. Schmidt verstarb dann 1788 in Mauren unter dem Vermerk: „ein unwürdiger Mann“.

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Die geplante schickardtsche Bergschlosspumpwerk“

Das von 1603 bis etwa 1790 bestehende und von Heinrich Schickhardt erbaute Bergschloss „Oberpoltringen“ lag auf der Anhöhe über dem heutigen Gasthof „Adler“ natürlich wasserversorgungstechnisch gegenüber dem Talschloss nicht optimal. Zwar gab es im Schlosshof einen gemauerten Ziehbrunnen, dieser reichte aber wohl nicht zur Versorgung aus oder das Wasserholen von dort war zu aufwändig. An der Qualität seines Wassers konnte es nicht gelegen haben, dass man ein Pumpwerk plante, denn nach einer Schlossbeschreibung von etwa 1780 heisst es:

„Das Schloss Ober-Poltringen ist á la Moderna gebaut, hat …………….. einen wohl bemauerten Bronnen mit dem gesündesten Wasser, dann genug saubere Viehställe und eine massive Scheuer“.

Dennoch gab es schon kurz nach der Erbauung 1617 Pläne an der Ammer eine Brunnenstube und eine Pumpenanlage einzurichten um von dort die Bergschlossküche über Bleileitungen mit Wasser zu versorgen. Hierzu gab es vom Schlosserbauer Heinrich Schickhardt, der ja aus Herrenberg stammte und dort mehrere Häuser und in der Umgebung viele Güter besaß, eine Arbeitsplanung (Übertragung von Joachim Renschler und Christoph Remmele, Ellwangen):

„Bompenwerckh zu Boltringen, 1617
Jacob von Esslingen soll An der Amer die
Brunnenstuben fassen / den wasser Baum, das rad
Vnd Haus Zum werckh sampt dem graben Zu
Den Teichelen biß ins Schloß Auf sein des Junckhern
Costen machen lassen /
Alß dan wiel der Hans Kretzmaier 2. mese (-ing)
Stifel giesen / solche in seinem Costen Anrichdten
Curben Zapfen vnd Ring Zum waser rade machen,
bleün (Blei) teichel giesen Vnd legen / das waser in
des Junckher Küche fiehren / die meß.(-ing) Eise
vnd pleü (Blei) / Auch Aln Anrichdtung / sol der Junckher
Jme geben 550. fl. (Gulden) V[n]d selb Ander die lifer
ung Auf 14. Tag. Man gibt fir Jedes
Pfund bleün teichel Zu giesen V[n]d legen 2. b. (Batzen)
Vnd Von 10. Pfund Pleü 1 Pfund in Abgang. wan der
Her das pleü gibt v[n]d den graben machen
lest. Kem Jedes Pfund biß in boden Kombt
Vast Auf 7. b. (Batzen)
An bompen ist guot wan Vnder 10 Pfund meß (-ing)
1 Pfund Zin gosen würt / der Zeig wirt gar
Hart. Verschleist sich nit bald, “
Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, wie das Pumpwerk und die Wasserführung im Gelände mit ca. 30-40 m Steighöhe geplant gewesen sein könnte, kann sich dies in einer erhaltenen Planungsskizze bei einem ähnlichen Projekt von 1603-06 für Schloss Hellenstein über Heidenheim mit dem selben Werkmeister mit ca. 90 m Steighöhe ansehen (Hauptstaatsarchiv Stuttgart, N 220 T 149 01): https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/UA5ATICEQU6TN3YDBJJRSKKIPHZJZM7C

Zur Umsetzung der Baumaßnahme kam es dann vielleicht durch den 1618 beginnenden Dreißigjährigen Krieg nie. Es sind auch leider keine Pläne erhalten wie die Anlage in Poltringen baulich hätte aussehen sollen. Auch Heinrich Schickhardt selbst fand während des Krieges 1635 in Stuttgart in seinem Haus den Tod, als er von marodierenden Soldaten mit dem Degen erstochen wurde, weil er versuchte, die Vergewaltigung seiner Nichte durch diese Soldaten zu verhindern.

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Neues Poltringer Heimatbuch – Verkaufsstart“

Ab sofort gibt es das neue Heimatbuch über Poltringen an den u.g. Verkaufsstellen. Kurzweilig und informativ sind die fünfzig Texte aus der Poltringer Ortshistorie – sie reichen von der Eiszeit bis in die Gegenwart. Sie sind mit über 70 Bildern und Karten versehen, die teilweise bisher unveröffentlicht waren.

Das Buch erscheint aus Anlass des 50-jähriges Jubiläums des HWV in diesem Jahr. Der Erlös des Buches unterstützt die Vereinsarbeit des HWV. Die Auflage ist limitiert.

Zum Preis von 20 EUR ist das Buch erhältlich bei:

  • Postagentur Papier Kittel (Poltringer Hauptstr. 49)
  • Ortsvorsteher Herr Hess im Poltringer Rathaus zu den Sprechzeiten (Poltringer Hauptstraße 45)
  • bei der 1. Vorsitzenden des HWV Margot Sailer (Pfalzgrafenring 5, Tel. 07073/2127)
  • in der Palmberghütte zu den Öffnungszeiten
  • oder beim Autor (Schickhardtring 15)

Herr Groebe hat das Buch nun auch auf seiner Homepage: https://neckaralb-verlag.de/boris-dieter-50-geschichten/

Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Bittbrief an den König 1885“

Aus dem Jahre 1885 gibt es einen erhaltenen Bittbrief an den württembergischen König Karl des damaligen Postboten für Poltringen, Oberndorf und Reusten Jakob Fritz.

Original des Berichts des Hofkammerdirektors zu der Bittschrift an den König mit Beurteilung und zuratendem Entscheidungsvorschlag

Im Archiv des Hauses Württemberg in Altshausen gibt es im Bestand Hofdomänenkammer die Menge von 1.957 Bittschriften an die württembergischen Könige Wilhelm I. (Regierungszeit 1817-1864), Karl (1864-1891) und Wilhelm II. (1891-1918). Im Rahmen seiner Etatmittel verfügte der König über die „Privatdispositionskasse“, aus der er in eigener Entscheidung Unterstützungen und Spenden an Privatpersonen und Institutionen gewähren konnte. Deshalb erreichten ihn jedes Jahr sehr viele Bittschriften, die bei der Hofdomänenkammer gesammelt wurden und hier einzeln aufgeführt sind. Die Zahl der Quadrangeln (Schriftstücknummern) bezeichnet die Anzahl der Schriftstücke zur jeweiligen Bittschrift; insgesamt umfasst der Bestand über 14.000 Quadrangeln.

In dem Bittbrief (Nr. 841/15) bittet der zum Zeitpunkt der Bittschrift schon 77 Jahre alte Jakob Fritz um Überlassung eines überzähligen Pferdes oder um finanzielle Unterstützung zur eigenen Anschaffung eines älteren Pferdes. Denn er hatte seines im Wert von 500 Mark (1 Mark = ca. 6,50 EUR, d.h. heute ca. 3.300 EUR), welches er zur Erledigung der Postzustellung zwischen der Oberamtsstadt Herrenberg und Reusten, Poltringen sowie Oberndorf durch die weiten Entfernungen und sein hohes Alter benötigte, durch ein Unglück verloren.

Da der Bittbrief am 30.05.1885 verfasst wurde, daraufhin in der Hofkammer und den Königlichen Stallungen geprüft wurde, am 08.06.1885 dann ein Bericht des Hofkammer-Direktors an den König erging und dieser dann am 11.06.1885 vom ihm bewilligt sowie eine Auszahlung von 30 Mark (d.h. heute ca. 200 EUR) an Herr Fritz angewiesen wurde, zeigt das eine beeindruckende Bearbeitungsgeschwindigkeit.

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Für die AG „Poltringer Heimatgeschichte“, Boris Dieter

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Neues Poltringer Heimatbuch – Vorbestellungen ab sofort möglich“

Ab Anfang April 2020 wird es ein neues Heimatbuch über Poltringen geben. Kurzweilig und informativ sind die fünfzig Texte aus der Poltringer Ortshistorie – sie reichen von der Eiszeit bis in die Gegenwart. Sie sind mit über 70 Bildern und Karten versehen, die teilweise bisher unveröffentlicht waren.

Die Geschichten stammen aus einer Reihe von etwa 80 Artikeln, die zwischen 2018 und 2020 im Ammerbucher Amtsblatt erschienen sind und die für dieses Buch in vielen Fällen aktualisiert, erweitert und umfangreich in Farbe bebildert wurden. Autor der Geschichten ist Boris Dieter; Herausgeber des Buches ist der Heimat- und Wanderverein Ammerbuch e.V. (HWV).

Das Buch erscheint aus Anlass des 50-jähriges Jubiläums des HWV in diesem Jahr. Aus dessen Sektion bzw. Arbeitsgemeinschaft „Poltringer Heimatgeschichte“ sind viele der Artikel initiiert worden. Daher enthält das Buch auch einen interessanten Überblick über ein halbes Jahrhundert HWV-Vereinsgeschichte. Der Erlös des Buches unterstützt die Vereinsarbeit des HWV.

  • Zum Preis von 20 EUR ist das Buch dann erhältlich bei:
  • Postagentur Papier Kittel (Poltringer Hauptstr. 49)
  • Ortsvorsteher Herr Hess im Poltringer Rathaus zu den Sprechzeiten (Poltringer Hauptstraße 45)
  • bei der 1. Vorsitzenden des HWV Margot Sailer (Pfalzgrafenring 5)
  • in der Palmberghütte zu den Öffnungszeiten
  • oder beim Autor (Schickhardtring 15)

Vorbestellungen, um sich eines der Exemplare zu sichern, können unter heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de auch jetzt schon erfolgen.

Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Poltringer Jagdunglück“

Bei einer Hirschjagd, zu der der Freiherr von Ulm zu Poltringen am 08. August 1840 im Revier Entringen eingeladen war, kam es zu einem tragischen Unglücksfall. Bei dieser Jagd, zu der der Freiherr seinen Rentamtmann Wullen, den Verwalter des Poltringer Schlossgutes, mitbrachte, fand sich auch ein ungeladener Gast ein, der Uhrmacher D.. Dieser war zwar schon bei vorherigen Jagden ohne Einladung erschienen und musste abgewiesen werden, diesmal ließ der Revierförster Schlette von Entringen aber Nachsicht walten und gestattete ihm die Teilnahme.

Nachdem einige Triebe erfolgt waren, geschah es zu Beginn eines neuen Triebs, dass der Rentamtmann unvorsichtigerweise seinen angewiesenen Stand verließ, um vorwärts ins Holz zu gehen, und aus Versehen von D. einen Kopfschuss erhielt, der ihn umgehend tötete („und nach einem matten Seufzer augenblicklich verschied“).

Der Rentamtmann hinterließ seine Frau und ein Kind.

U.a. aus der „Bayreuther Zeitung“ Nr. 194 vom 14.08.1840 Seite 776.

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Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Bauerkriegsteilnehmer“

Holzschnitt Bannerträger „Freiheit“ aus „Von dem großen lutherischen Narren“ Straßburg 1522 von Thomas Murner

Im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart gibt es ein Dokument (Archivalieneinheit A 44 U 3282) vom 15. Mai 1526, das einen Poltringer als Teilnehmer des „Deutschen Bauernkriegs“ 1524-26 nennt. Ggf. wurde er in der Schlacht von Böblingen am 12. Mai 1525 gefangengenommen, in der die Bauern vernichtend geschlagen wurde:

„Simon Waltz aus Poltringen, wegen seines aufrührerischen Verhaltens während der Bauernunruhen im Turm zu Nagold gefangen, jedoch auf die Fürbitten seiner Freunde und Gönner wieder freigelassen, verspricht eidlich, keine Waffen mehr zu tragen außer einem abgebrochenen Brotmesser, keine offene Zeche mehr zu besuchen, eine Geldstrafe von 100 fl (Florentiner = Gulden; Summe entspricht ca. 5.000 EUR) zu zahlen und sich an keinem Aufruhr mehr zu beteiligen, sondern der Obrigkeit gehorsam zu sein, und schwört. (Dienstag nach Exaudi)“

Bereits am 20. April 1525 hatte sich ein Bauernhaufen in der Grafschaft Hohenberg, im Amt Herrenberg, im Schönbuch und im Ammertal gebildet, dem sich wahrscheinlich Simon Waltz anschloss. Sie wollten wohl die von den Aufständischen in Memmingen März 1525 beschlossenen durchaus moderaten „Zwölf Artikel“ durchsetzen. Diese forderten die freie Pfarrerwahl (1), die Abschaffung des Kleinzehnten, kirchliche oder gemeinnützige Verwendung der Großzehnten (2), die Aufhebung der Leibeigenschaft (3), die freie Jagd und Fischerei (4), die Rückgabe der Wälder (5), die Reduzierung der Frondienste (6), Einhaltung bestehender Besitzbedingungen (7), Neufestsetzung der Abgaben an den Grundherren (8), feste statt willkürlicher Strafen (9), Rückgabe der Allmenden (10) und Abschaffung des Todfalls (11). Der zwölfte Artikel erklärt die grundsätzliche Bereitschaft, auf alle Forderungen zu verzichten, die dem Wort Gottes nicht gemäß sind.

Sein Bauernhaufen vereinigte sich dann mit dem „Schwarzwälder Haufen“ und dem württembergischen „Hellen Christlichen Haufen“ in Herrenberg. Von dort zog man sich, nachdem die Bundestruppen des „Schwäbischen Bundes“ am 3. Mai in Rottenburg und Wurmlingen anlangten und durch das Ammertal wohl über die alte „Ammertalstrasse“ an Poltringen vorbei nach Herrenberg zogen, nach Böblingen zurück.

Dort kam es dann am 12. Mai 1525 zur entscheidenden Schlacht, in der die einheitlich geführten, gut ausgebildeten, mit Artillerie sowie Kavallerie ausgestatteten und besser bewaffneten Bundestruppen (ca. 8.000 Mann) unter Georg Truchsess von Waldburg-Zeil (genannt Bauernjörg) das Bauernheer (ca. 15.000 Mann) unter der Leitung von Hauptmann Matern Feuerbacher, Gastwirt aus Großbottwar, schlugen und ca. 3.000 Aufständischen den Tod brachten. Die Bundestruppen verloren in diesem Massaker nur 50 Mann. Matern Feuerbacher wurde interessanterweise in der Folge vom Kaiserliche Hofgericht freigesprochen und später Küchenmeister des Markgrafen von Baden.

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Kindesentführung“

Am 17. Februar 1998 wurde die siebenjährige Sharon aus Poltringen von ihrem eigenen nichtehelichen Vater, Wilfried H., entführt. Die Mutter, die Krankenschwester Ines K., suchte in ihrer Verzweiflung Hilfe bei der Elterninitiative „Vermisste Kinder“ in Hamburg. Ein Foto der kleinen Sharon wurde auf der Internetseite www.initiative-vermisste-kinder.de veröffentlicht.

Im Mai 1999 meldete sich ein Mann aus San Carlo, Mexiko, der das Kind bei seinen Nachbarn erkannt hatte. Die Polizei wurde eingeschaltet, Verbindungen zur deutschen Botschaft in Mexiko hergestellt. Über einen Privatdetektiv nahm Ines K. Kontakt zu dem ProSieben-Reporter Bernd Liesert auf. Der Fernsehsender Pro Sieben meldete Interesse und übernahm die Flugkosten für die Mutter nach Südamerika. Zusammen mit dem Reporter und einem Kameramann flog die Mutter nach Mexiko, um ihre Tochter zu befreien. Eine Ausstrahlung der Reportage erfolgte im TV Magazin SAM am 23., 24. und 25.06.1999 jeweils um 13:30 Uhr.

Dann wurde es noch einmal richtig dramatisch“, erzählt Monika Bruhns von der Elterninitiative. „Am Freitag wollte Ines fliegen. Aber am Donnerstag erhielten wir die E-Mail, dass der Vater geflüchtet sei. Mit Hilfe der Polizei wurde er vorläufig festgehalten. Bei der Gegenüberstellung mit der Mutter seiner Tochter behauptete er, dass er diese Frau nie gesehen habe. Erst mit Hilfe zahlreicher Dokumente konnte nachgewiesen werden, dass Sharon zu Ines gehört.“

Der Vater, in Deutschland bereits per Haftbefehl gesucht, wurde von der mexikanischen Polizei an Ort und Stelle zusammen mit seiner Lebensgefährtin verhaftet. Seine Passangaben sowie die seiner Freundin waren gefälscht, auch das Kind lebte unter falschem Namen. Wilfried H. wurde am 19. Juni 1999 nach Deutschland ausgeliefert und dem Haftrichter vorgeführt. Sharon lebte dann wieder bei ihrer Mutter.

Quellen: Hamburger Abendblatt vom 22.06.1999 und Golem.de vom 20.06.1999

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Findelkind in Poltringen“

In der Nacht des 8. November 1984 fand eine Poltringer Familie um 4:30 Uhr auf der Treppe ihres Hauses in der Poltringer Hauptstraße bei der St. Stephanus-Kirche ein in einen grauen Plastikmüllsack eingewickelten Säugling. Da die Mutter vermutlich wollte, dass ihr Baby gefunden wird, hatte sie die Bewohner bei der Aussetzung durch ein langanhaltendes Klingeln an der Tür geweckt.

Der männliche Findling mit dunklerer Hautfarbe war zu diesem Zeitpunkt zwischen sechs und 24 Stunden alt, wog 3.000 Gramm und maß 50 Zentimeter. Es wurde vermutet, dass die „Kindesaussetzerin“ in einem „streng religiös-moralischen Milieu“ verwurzelt sein könnte. Darauf deutete auch der Zustand des Baby-Nabels hin. Das Kind wurde wahrscheinlich ohne ärztliche Hilfe zur Welt gebracht. Spätere Untersuchungen ergaben, dass der Kindsvater aus Nordafrika stammen könnte.

Das Baby kam in eine Pflegefamilie und wurde später, nachdem erfolglos ein Jahr Ermittlungen zu den leiblichen Eltern stattfanden, von einer wohlhabenden Familie im Großraum München adoptiert.

Aus: http://www.vaeternotruf.de/findelkind.htm

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Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter

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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Auswanderung“

Verschiffungskontrakt für 52 Auswanderer von Mössingen von Heilbronn über Rotterdam nach New York von 1852

Im 19. Jahrhundert gab es im größeren Umfang Auswanderungen aus Poltringen und in ganz Deutschland vor allem ab den 1840er Jahren Richtung Nordamerika. Vorher waren die Ziele der Auswanderung eher in Europa. Die Gründe waren fast immer wirtschaftliche Not. Diese Entwicklung endet dann mit dem dt.-frz. Krieg und der Gründung des Dt. Kaiserreiches 1870/71. Genannt ist meist nur das Familienoberhaupt, hinter jedem untenstehenden Namen stehen aber oft noch mehrere Familienangehörige. Bewilligt wurde die Auswanderung erst, wenn alle Schulden bezahlt waren und bei Männern der Wehrdienst abgeleistet war.

  • Matthäus Rausch, Bauer (*1778; 1816 – Niederlande, Den Haag)
  • Leo Kittel (1833 – Österreich, Wagrain / Ungenach-Geretsberg)
  • Dominikus Klaiber (1834 – Ungarn)
  • Silvester Klaiber (1834 – Ungarn)
  • Kreszentia & Andreas Bizenberger, Kinder 14 & 12 Jahre alt (Böhmen, Königsberg)
  • Franz Peter Biesinger, Schreiner (*1814; 1840 – Nordamerika, Louisiana)
  • Johann Baptist Wiesenfath, Scherenschleifer (Amerika)
  • Augustin & Rosa Keller (Amerika)
  • Josef & Franziska Sailer (Amerika)
  • Simon Kittel, Stricker (*1798; 1847 – Nordamerika)
  • Augustin Keller, Maurer, mit 9 Kindern (1848 – Nordamerika)
  • Joseph Sailer, Schuhmacher, mit 8 Kindern (1848 – Nordamerika)
  • Alexander von Kisfaludi, unehelicher Sohn der Maximiliane v. Kisfaludi geb. Freiin v. Ulm, (*1831; 1848 – Österreich, Wien), Auswanderung und geplanter Eintritt in die k. k. Armee endeten erfolglos, am 30.12.1848 stellt sein Pfleger, Revierförster Belthle aus Entringen, fest: „Mein Pflegling ist ein Mensch, an dem alle bisherigen Bemühungen, ihn zu einer geordneten Bestimmung vorzubereiten, fehlschlugen… Auch die Hoffnung (ihn in Wien unterzubringen) scheint bei dem ganz leichtsinnigen jungen Menschen nicht in Erfüllung zu gehen, und es bleibt daher nichts übrig als daß er in seine Heimat zurück- kehre… Daher Bitte an Magistrat zu Wien, daß man den Menschen mit Laufpaß nach Hause weise, (wobei) ich mich verbindlich mache, zu diesem Zwecke 120 fl Reisegeld zu senden, adressiert an den Magistrat in Wien.“
  • Johannes Sailer, Bauer (*1825; 1849 – Nordamerika, Michigan)
  • Anton Schaible, Bauer (1851 – Nordamerika)
  • Michael Schmid, Gastgeber (*1834; 1851 – Ungarn, Pest)
  • Barbara Wellhäuser mit unehelichem Sohn (*1816; 1852 – Nordamerika)
  • Rochus Pfeffer, Zimmermannsmeister (1852 – Nordamerika)
  • Johanna Nortz, Dienstmagd, mit unehelicher Tochter (1853 – Nordamerika)
  • Wolfgang Harr, Zimmermann (1853 – Nordamerika, Detroit)
  • Lydwina Keller mit unehelicher Tochter (*1823; 1853 – Nordamerika)
  • Johannes Roll, Zimmermann und Mühlenbauer (*1813; 1853 – Nordamerika)
  • Josephine Roll (*1837; 1854 – Nordamerika)
  • Regina Roll (*1833; 1854 – Nordamerika)
  • Ignaz Fritz, Soldat/Reiter, früher Bauer (*1815; 1854 – Nordamerika)
  • Joseph Fritz (*1814; 1854 – Nordamerika), Auswanderung wurde erst bewilligt nachdem sich Theresia Sailer und Maria Biesinger aus Oberndorf bezüglich deren Alimentenforderungen als abgefunden erklärt hatten
  • Florian Wellhäuser, Bauer (*1834; 1854 – Nordamerika)
  • Konrad Schiebel, Bauer, mit 6 Kindern (*1787; 1854 – Nordamerika)
  • Constantin Sailer (1854 – Amerika)
  • Albert Sailer (*1838; 1855 – Australien)
  • Andreas Sailer, Schreiner (*1835; 1855 – Australien)
  • Ludwig Lay (*1840; 1855 – Nordamerika)
  • Ignaz Wellhäuser, Maurer und Steinhauer (*1837; 1857 – Nordamerika)
  • Vinzenz Bizenberger, Leinenweber (*1819; 1860 – Nordamerika)
  • Franziska Rausch (*1844; 1860 – Nordamerika)
  • Stephan Sailer, Bauer (1860 – Amerika)
  • Thomas Biesinger, Schneider (*1819; 1861 – Nordamerika)
  • Clemens Bizenberger, Veterinär (*1838; 1865 – Frankreich, Beblenheim / Kaysersberg)
  • Constantin & Dorothea Mathilde Haar, Schuhmacher (*1835; 1866 – Nordamerika, New York)
  • Thaddae Schaible, Posthalter (Amerika, Michigan)
  • Katharina Ammann (*1831; 1868 – Schweiz, Genf / Petit Lancy)
  • Rosa Sailer (*1846; 1868 – Nordamerika, New York)
  • Theresia Rausch (1868)
  • Johann Baptist Eipper, Taglöhner (*1849; 1869 – Nordamerika, New Orleans)
  • Josef Sailer, Schuhmacher (*1847; 1869 – Nordamerika, New Orleans)
  • Josephine Heh (1869 – Amerika)
  • Karl Sailer, Bäcker (*1851; 1869 – Amerika)
  • Theresia Wellhäuser (*1836; 1870 – Nordamerika)
  • Marie Wolpert (19. Jh. – Türkei, Ägypten, Istambul, Alexandrien), Bericht des Oberamt an K. Min. der auswärt. Angelegenheiten vom 23.5. 1872 betr. Bitte des Mechanikus Dollinger, Assistent am physikal. Kabinett der Universität Tübingen (verheiratet mit Susanna geb. Wolpert aus Poltringen) „um Einziehung sicherer Nachricht über Leben oder Tod seiner Schwägerin Marie Wolpert, „welche – wie es scheint – entweder in Constantinopel oder in Alexandrien gestorben sein soll.“
  • Florian Sailer (1935, Brasilien)

Die vorstehende Liste ist zusammengestellt aus dem Heimatbuch von 1971 S. 141-144 und der Auswandererliste von LEO-BW, des landeskundlichen Informationssystems für Baden-Württemberg (hier auch weitere Personendetails): https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/DOKUMENT/labw_auswanderer/16228/Auswanderer+aus+Poltringen

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