Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Gefallene 1941-45“

Die ersten gefallenen Poltringer gab es erst zwei Jahre nach Kriegsbeginn 1941 (Überfall auf Sowjetunion). Insgesamt gab es 55 Gefallene, von denen aber nur 51 im Heimatbuch von 1971 und nur 54 auf der Gedenktafel in der Aussegnungshalle auf dem Friedhof genannt sind.

Aus unbekannten Gründen sind im o.g. Heimatbuch von 1971 nicht genannt (aber auf den später angebrachten Tafeln in der Aussegnungshalle):

Gramer, Josef *09.02.1915 +1943 (genaues Datum und Ort bisher nicht ermittelbar)

Keller, Ignaz *10.05.1920 +wahrscheinlich am 21./22.12.1942 (bei Astrahoff/Donbogen, Russland)

Keller, Otto *23.02.1919 +wahrscheinlich nach 03.03.1945 (bei Westwort bei Arnheim / Niederlande)

Weder im vorgenannten Heimatbuch noch auf der Gedenktafel in der Aussegnungshalle ist genannt der Stabsarzt Dr. Gottlieb Baumetz (*1903, +1945, genaues Datum und Ort unbekannt). An der Friedhofsmauer nördlich der St. Stephanus-Kirche steht aber heute noch das Familiengrab, in dem er bestattet wurde und wo ihm gedacht wird.

Ein Sonderfall ist die Familie Anton Sailer, der nach Unterlagen im Ortsarchiv anfangs auch auf der Gedenktafel gedacht werden sollte. Sie war bei der verheerenden Bombardierung Pforzheims am 23.02.1945 ums Leben gekommen. Der Angriff und darauffolgende Feuersturm forderte in dieser Nacht dort etwa 17.600 Tote (ca. 7.600 standesamtlich dokumentiert, der Rest dauerhaft vermisst, da man keine Leichen fand, diese teilweise erst bis in die 60er Jahre hinein immer wieder fand oder diese nicht oder nicht rasch genug identifizieren konnte) bzw. 20-30% der Einwohner und zerstörte 85-98% der Bauten im Stadtgebiet. In Relation zur Einwohnerzahl forderte dieser Angriff die bisher höchste Opferzahl in einer Stadt im Bombenkrieg in Deutschland.

Bürodiener Anton Sailer stammte aus Poltringen und wurde dort 1889 geboren. Er war jedoch vor dem Krieg nach Pforzheim verzogen und war an der Westlichen Karl-Friedrich-Str. 58 mitten in der Innenstadt wohnhaft. Er starb im Keller seiner Wohnstätte zusammen mit seiner Ehefrau Maria Magdalena (Lina), geb. Bröckel (53) aus Bichishausen sowie den drei Töchter Annemarie (24), Elfriede Sofia (22) und Ruth Irmgard (16), wo sie vor der Bombardierung Schutz gesucht hatten. Da das relativ neue, massive Geschäftshaus („Hansahaus“) nur im oberen Teil zerstört wurde, waren sie wahrscheinlich im Keller durch den Sauerstoffentzug durch den massiven Feuersturm wie hunderte andere in Altstadtkellern erstickt. Am 09.03.1945 wurden sie bestattet. Da sie vor und während des Krieges nicht mehr in Poltringen wohnhaft waren, wurde wohl dann auf Erwähnung auf der Gedenktafel verzichtet, weil ein Gedenken in Pforzheim stattfindet.

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter