Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Kriegsgefangene und Fremdarbeiter in Poltringen“

Um die vielen Männer zu ersetzen, die im Zweiten Weltkrieg eingezogen waren und nicht in Poltringen an ihrer üblichen Arbeitsstelle zur Verfügung standen (ca. 150, d.h. jeder zweite männliche Einwohner vom Kind bis zum Greis), nutze man im großen Umfang Kriegsgefangene und Fremdarbeiter als Ersatzarbeitskräfte.

In Poltringen gab es zu unterschiedlichen Zeiten daher über 60 ausländische Hilfskräfte in den Betrieben und bei Landwirten (bei ca. 600 Einwohnern). Nur die Franzosen waren dabei Kriegsgefangene, die anderen waren mehr oder weniger freiwillig durch die damaligen Umstände zur Arbeit in der Fremde gekommen.

  • 16 Franzosen (meist 1940-45 in Sägwerk, Fahrradfabrik und landwirtschaftlichen Betrieben), Andre Gary, Marius Dion, Andre Canal, Albert Dublanc, Adin Quemin, Francois Goecalek, Maurice Dubo, Manuel Castel, Jean Deplechin, Arthur Lefort, Marcel Hilaire, Auguste Cerne, Francois Leroux, Rene Depierre, Luis Drapeau und Luzien Melon
  • 8 Italiener (1939-41 im Kalkwerk/Steinbruch), Antonio Pertoldi, Carlo Bertino, Siglio Noro, Guiseppe Fasiolo, Degano Benvenuto, Carlo Ceconi, Edgardo de Luca, Joffre de Luca
  • 10 Belgier (1944 im Kalkwerk/Steinbruch), Gustav van Durm, Firnin Gopaert, Luzien Beyst, Albert Dannels, Triphon van Laeke, Petrus de Vischer, Robert Verlinden, Fernand Ehemans, Rogger Maessens und Albrecht Marc
  • 12 Litauerinnen und Litauer (meist 1944-45, wohl auf Flucht vor vorrückender Roter Armee, davon 5 Personen ohne Anstellung (z.B. Pfarrer, Zahnärztin, in Medizin- und VWL-Studium), 7 Personen in landwirtschaftlichen Betrieben), Franz Blasky, Josef & Sofie & Felix & Stanislaus & Sigmas Kungys, Franziska & Barbara Kungyte, Stanislaus Zymantas, Josef Koukins, Stasys Deinaskas und Sigitas Stuksys
  • 11 Polinnen und Polen (meist 1940-45 in Mühle und landwirtschaftlichen Betrieben), Zita Jan, Michael Beljoki, Franciszeck Slomba, Josef Twozydlo, Murias Wladislaw, Anna Kzam, Maria Mikler, Josefa Kazimierek, Adela Musial, Anniela Zwarowska und Balbina Maczkowiak
  • 3 Ukrainer (meist 1940/43-45 in landwirtschaftlichen Betrieben), Hrje Tantala, Peter Comarzak und Hrezy Andry
  • 2 Russinnen und Russen (1943-44/45 in Mühle und landwirtschaftlichem Betrieb), Nikolay Troitzky und Hanna Peschko

Todesfälle sind keine bekannt. Insgesamt gab es bis zum Kriegsende bei einer Gesamtbevölkerung des Deutschen Reiches von etwa 80 Millionen Einwohnern etwa 9 Millionen ausländische Zivilarbeiter/innen, Kriegsgefangene sowie Zwangsarbeiter/innen. Etwa 18 Millionen Deutsche waren zum Kriegsdienst eingezogen.

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter