Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Poltringer Schönbuchwald“

Der Gemeinde Poltringen gehörte früher im Schönbuch ein großes Waldstück. Dieses hatte die Gemeinde 1820 in Ablösung ihrer jahrhundertealten Rechte als einer der historisch über 160 „Schönbuchgenossen“ vom Königreich Württemberg erhalten. Sie hatte als Nutznießer der „Schönbuchgerechtigkeit“ damals intensive Nutzungsrechte am gesamten Waldgebiet mit verbrieften Ansprüchen z.B. auf Waldweide (Vieh, Schafe und Schweine), Holzschlag, Stein, Sand, Ton und Laubstreu. Diese Rechte wurden dann ersetzt durch Zuteilung eines definierten Waldanteils, der allerdings eine Exklave zum übrigen Gemeindegebiet darstellte.

Dieser „Kommune-Wald“ lag nordnordwestlich von Schloss Hohenentringen und umfasste 88 Morgen Wald (je nach Umrechnung circa 0,28 Quadratkilometer / 28 Hektar). Er lag sehr wahrscheinlich, da in diversen angefragten Archiven inklusive des von ow-wachendorf`schen Familienarchiv keine Karten mehr existieren, in den auf der Karte rot markierten Bereichen „Schlosshau“ und „Weinsteigle / Taubenheimer Wald“ südlich des Sauruckens (Flurstücke 3157 und 4790). Die Herrenberger Oberamtsbeschreibung von 1855 berichtet dazu Folgendes: „An Waldungen erhielt die Gemeinde vom Staat im Jahre 1820 für eine Schönbuchsgerechtigkeit 88 Morgen, von denen 1/3 mit Forchen kultivirt wurde; dermalen liefern dieselben alle 2–3 Jahre etwa 2700 Stücke Wellen oder 4–6 Klafter Holz, welche an die Bürgerschaft vertheilt werden. Überdieß besitzen noch 2/3 der Gemeindeangehörigen etwa 80 Morgen Privatwaldungen, so daß einem Bürger 1/4–2 Morgen zukommen.“

Da die Gemeinde sich durch den Kauf des Schlosses und des Schlossgutes 1890 hoch verschuldete, wurde dieser Wald dann nach nur 70 Jahren im selben Jahr an die Familie von Ow-Wachendorf für 30.000 Mark verkauft (ca. heute 192.000 Euro). Sie war seit 1877 Eigentümer des Schlosses und Hofgutes Hohenentringen und konnte so ihren Besitz um Hohenentringen ergänzen. Auf dem Großteil des ehemaligen Poltringer Schönbuchwaldes wurde dann 2011 von der Familie von Ow-Wachendorf mit der Friedwald GmbH der Ammerbucher „Friedwald“ eingerichtet. Seit dem Verkauf 1890 hat Poltringen keinen Waldbesitz mehr im Schönbuch und nur noch kleinere Waldstücke im „Heidenwald“ Richtung Pfäffingen und im „Vogelsang“ und „Tannenrain“ Richtung Oberndorf.

Württembergische Urkarten N.W. IV 5 (links) von 1832 und N.W. IV 4 (rechts) von 1823, Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 68 VI Nr. 7299 und 7298, in rot der vermutete „Poltringer Kommunewald“ (Hinweis durch Reinhold Bauer, Entringen), die roten Punkte mit einem P in der Mitte oben zeigen den Standort der beiden noch heute bestehenden „Poltringer Grenzsteine“ von 1821 an (Erläuterung in eigenem Artikel „Poltringer Grenzsteine“)

An den ehemaligen Waldbesitz Poltringens im Schönbuch erinnern auch noch zwei Grenzsteine mit dem Poltringer „P“ von 1821. Der eine liegt zwischen dem Wanderparkplatz am „Saurucken“ und dem Friedwald und markierte damals das nördliche Ende des Poltringer Kommunewaldes. Der andere markiert das östlichste Ende des ehemaligen Poltringer Waldes nordöstlich von Hohenentringen.

Das Waldgrundstück unterhalb bzw. nordwestliche von Hohenentringen weist nach bisherigem Kenntnisstand keine „neuen“ Grenzsteine von 1821 mit Poltringer Markierung auf. Hier finden sich alte Grenzsteine mit Markierungen „HE/Hohenentringen“ oder „Abtsstab/PR + CB/Pflege Roseck + Closter Bebenhausen“.

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Heimatgeschichte“, Boris Dieter