Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Kaiserpetition 1848“

Für die fast ausschließlich katholische Gemeinde Poltringen (1855 gab es 643 kath. und 7 evang. Einwohner) stellten am 16.01.1849 über den Abgeordneten Dr. Johannes Baptista Fallati, einem Tübinger Professor, 32 unterzeichnende Bürger mit anderen Gemeinden zusammen die gleichlautende Petition (Nr. 6440) an die verfassungsgebende deutsche Reichsversammlung in Frankfurt am Main auf Übertragung der Reichsoberhauptswürde an den (kath.) Kaiser von Österreich.

Petitionsdokument der Gemeinde Poltringen von 1849 (Aktenzeichen DB 51 „Deutsche Verfassungsgebende Reichsversammlung“, Nr. 6440, des Bundesarchives Berlin

Diese Petitionen versuchten Einfluss zu nehmen auf die Diskussionen in diesem ersten Nationalparlament, in welcher Art die Ausgestaltung einer Verfassung eines angestrebten geeinten Deutschen Reiches hinsichtlich des Staatsoberhauptes sein sollte. Hier gab es vom gewählten Präsidenten, einem republikanischen oder dynastischen Direktorium, einem vom Volk gewählten Kaiser auf Lebenszeit bis zu einer alternierenden oder erblichen Kaiserwürde viele Varianten.

Als früher zur vorderösterreichischen Grafschaft Hohenberg gehörende kath. Gemeinde gab es hier natürlich eine eindeutige Präferenz für einen kath.-österreichischen Monarchen vor einem evang.-preußischen oder anderen republikanischen Varianten.

Auch eine weitere Poltringer Petition (Nr. 2522) vom 20.08.1848 zum Verhältnis von Kirche und Schule zum Staat ist bekannt. In Poltringen war man also lebhaft an den politischen Geschehnissen dieser Jahre interessiert, die mit der deutschen Märzrevolution 1848 mit dem Ziel einer Einigung Deutschlands begannen und zu dem Frankfurter Nationalparlament führten. Nach der Ablehnung der Kaiserwürde durch den preußischen König scheiterte die erste Verfassung eines geeinten Deutschen Reiches und das Parlament wurde aufgelöst. Es kam zu einer Unterdrückung der nationalen Bewegung, Zensur, politischer Verfolgung und demokratische Rechte wurden in dieser „Reaktionszeit“ zurückgenommen.

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Heimatgeschichte“, Boris Dieter