Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – Das Poltringer Kloster

Poltringen war lange Jahrhunderte kirchlicher Zentralort für seinen Umkreis und hatte eine erheblich größere Bedeutung als heute. Dies zeigt seine kirchliche Infrastruktur mit zwei Kirchen, zeitweise einer Kapelle im Wasserschloss sowie den (vor allem kirchlichen) Rechten, die Poltringen in Oberndorf, Wendelsheim, Reusten und den zwei abgegangen Weilern Röschenhofen (zwischen Oberndorf und Reusten) und Tüllisbronn (zwischen Reusten und Entringen) innehatte. Dies unterstreicht nicht nur die besondere Lage der St. Stephanus-Kirche mit der Steinbrücke über die Ammer, sondern auch, dass es dort über 200 Jahre lang ein Kloster gegeben hatte. Poltringen (teilweise vor Jahrhunderten auch „Oberkirch“ oder „Oberkilch“ genannt) gilt daher auch als eine der ältesten und ersten Pfarreien der Umgebung.

Poltringen (Bolderingen) mit „Oberkirch“ St. Stephan (interessanterweise ohne Tal- und damals noch bestehendem Bergschloss), sogenannten Stirlinschen Karte von 1705 „Ritterschaftliche freie Pürsch in Schwaben am Neckar und Schwarzwald“, Staatsarchiv Sigmaringen

An der Pfarrkirche St. Stephanus bestand ein erstmals 1423 genannter, aber wohl einiges älterer, Konvent von wohl nicht mehr wie 5-10 Franziskaner-Terziarinnen, der 1647 im Dreißigjährigen Krieg von schwedische Truppen zerstört wurde. Bevor das Kloster abbrannte, rettete ein Poltringer daraus eine Madonna aus dem 14. Jahrhundert. Fast vierhundert Jahre lang wurde sie in der Poltringer Familie Baur von Generation zu Generation vererbt. Heute steht sie in einem Seitenaltar der Kirche und stellt den einzigen Gegenstand dar, der das Kloster überdauert hat.

Obwohl anschließend wieder aufgebaut, stand die Klause seit 1665 leer und die Gebäude zerfielen (1680 bestanden sie aber noch). Leider gibt es bisher keine bekannte, genaue bildliche Darstellung des Klosters. Lediglich auf einer Karte von 1705 könnte sich erahnen lassen, dass das Kloster an die St. Stephanus-Kirche angebaut war. Auf späteren Karten im Zeitraum von 1705-1750 findet sich bisher kein Hinweis mehr auf das Kloster. Lediglich Gewannnamen wie „Nonnengärtchen“ (Teil des heutigen Friedhofs) oder „Nonnenweinberg“ (am Hang nördlich der St. Stephanus-Kirche) erinnern an das Kloster.

Leider waren bisher weder in regionalen, kirchlichen, staatlichen oder sogar dem österreichischen Staatsarchiv in Wien Spuren des Klosters zu finden.

Wer hierzu noch weitere vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Heimatgeschichte“, Boris Dieter