Poltringer Heimatgeschichte

Ein Heuwagen von 1940
Ein tolles Fundstück aus der Poltringer Schlossscheuer.
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Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – Fliegerangriff
Im 2. Weltkrieg gab es in Poltringen selbst nur 2 Todesfälle durch einen Fliegerangriff. Dieser fand Anfang / Mitte April 1945 kurz vor dem Einmarsch der Franzosen am 19.04.1945 durch eine Militärmaschine im Tiefflug statt.
„Das war für mich als Kind, Geburtsjahrgang 1937, ein sehr tragisches Ereignis. Ich wohnte damals mit meiner Mutter ganz nahe am Ort des Geschehens, in der Hauptstraße 28. Mein Vater war im Krieg. Es gab den von uns allen sehr gefürchteten Fliegeralarm. Ich schaute aus dem Fenster und sah, wie ein feindlicher Flieger ganz tief flog und im nächsten Moment ging auch schon die Schießerei los.

Was war geschehen? Ein Auto mit zwei hochkarätigen NS-Funktionären im Fond und einem französischen kriegsgefangenen Fahrer sollte von Tübingen nach Herrenberg fahren. Gegenüber des Anwesens der Bäckerei Euper stand früher das Rathaus und noch ein Privathaus. Die Straße war sehr eng dort.

Der damalige Bürgermeister Josef Schmid stoppte dort das Fahrzeug und sagte, dass bei Fliegeralarm das Weiterfahren verboten sei. Nach wenigen Minuten gaben die Insassen dem Fahrer jedoch den Befehl, weiterzufahren. Sie kamen nicht weit, nur bis zum Gebäude Wagner (früher Gemischtwarenhandlung)  Dort wurde das Feuer eröffnet. Die beiden Männer im Auto wurden schwer getroffen.

Einer der Männer stieg noch aus dem Auto, nach wenigen Metern ist er  jedoch tot zusammengebrochen. Der 2. Mann starb auf dem Rücksitz des Autos und genau unter dem dort auf einer kleinen Mauer stehenden Steinkreuz. Hinter dieses Kreuz hatte sich ein Fußgänger, ein junger Mann aus Litauen, in seiner Todesangst geflüchtet und blieb unverletzt. Auch der Fahrer des Autos blieb unverletzt.
Es war wohl in Poltringen bekannt, dass der Mann, welcher direkt unter dem Kreuz starb, mit dabei gewesen sein soll, als Bischof Sproll  von den Nazis aus seinem Rottenburger Sitz gefangengenommen wurde, um ins Konzentrationslager interniert zu werden. Es war bekannt, dass dies eine ganz üble und beschämende Aktion der Nazis war, bei der u. a. auch mit faulen Eiern geworfen wurde.“
Aufgezeichnet von  Hanne Baur geb. Vogelmann, damals wohnhaft Poltringen, Hauptstraße 28

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann (z.B. Bilder /  Beschreibungen / Namen der Opfer kennt?) oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Heimatgeschichte“, Boris Dieter