Funde aus der Poltringer Ortsgeschichte – „Poltringer Straßennamen erklärt – Teil 1“

Im Heimatbuch von 1971 sind auf den Seiten 15 bis 35 alle Gewannnamen der Gemarkung Poltringen im Detail und sehr anschaulich erklärt. Zu den Straßennamen gibt es etwas Ähnliches nicht. Es gibt nur zu allen Straßennamen Ammerbuchs auf der Homepage der Gemeinde ein „Straßenverzeichnis“ mit maximal sehr kurzen Erläuterungen.

Bei den meisten der über 50 Straßennamen in Poltringen braucht es auch keine größere Erläuterung, da ihre Bedeutung auf der Hand liegt. Dies ist der Fall bei allen Straßen mit Namen von Pflanzen (z.B. Wacholderweg oder Kiefernweg), Ortschaften (z.B. Entringer Straße oder Wendelsheimer Weg), Berühmtheiten (z.B. Schickhardtring oder Jahnstraße), (ehemalige) Gasthäuser (z.B. Hirschstraße und Engelstraße), Gewannnamen oder Bergen (z.B. Kornbergstraße, Haldenstraße, Aiblestraße oder Wasenbreite) oder mit den Namen von ehemaligen Ortsherren (z.B. Pfalzgrafenring oder Erbachstraße).

Ausschnitt aus „Ansichten der gräflich wolkensteinischen, teils eigenen, teils lehenbaren Schlösser samt Gärten, Umland, Neben- und Wirtschaftsgebäuden in Poltringen 1695“ (B 33 Büchel 63 Hauptstaatsarchiv Suttgart), mittig Rathaus und Turm mit Kreuz und Nummer 25, unten Ammer, rechts Bergschloss mit Weinberg unterhalb

Bei einigen Straßennamen ist aber die Bedeutung nicht so leicht zu erkennen. Diese sind daher hier, soweit Informationen dazu ermittelbar waren, erläutert:

Holzweg – Dies war der alte Hohlweg, der etwa die frühere Poltringer Säge an der Ammer hinter dem Gasthof „Adler“ bei der Ammerbrücke in direkter Linie mit dem Schönbuch und dem dortigen früheren Poltringer „Communewald“ (1821-1890) bei Hohenentringen verband. Er ist aber schon 1355 im Bebenhäuser Urbar als „Holtzweg“ und 1484 als „Bolltringer Holtzweg“ in einem Vergleich erwähnt. Die Sägerei ist aber erst ab etwa Mitte des 19. Jahrhundert belegt; der Weg wurde also schon seit alters her zum Holztransport genutzt.

Froschgasse – Diese Gasse trägt ihren Namen daher, dass dies früher ein sehr sumpfiger Feldweg zur Ammer hin war und es dort wahrscheinlich deswegen viele Frösche gab.

Turnerstraße – Hier gab es vor dem zweiten Weltkrieg einen Turnplatz. Dieser lag daher nicht weit entfernt vom alten Rathaus, in dem Schulräume und der Kindergarten war. Der Bereich wird auch „Ga(e)nswinkel“ genannt, da sich dort früher die Gänse des Dorfes sammelten, da es hier früher relativ flach in die Ammer ging.

Turmstraße – Der Straßenname rührt daher, dass das frühere Poltringer Rathaus über einen Gefängnisturm verfügte. Dies ist auf einer Panoramakarte von 1695 zu sehen. Nach einem Um- oder Neubau 1778 brannte dies aber schon 1783 ab und wurde ohne Turm in der Form wiedererrichtet, in der es dann in den 1970er Jahren zur Verbreiterung der Hauptstraße abgerissen wurde. Zudem ragte das alte Rathaus sowieso von der Straße, die von der Engelstraße und der Ammer zur Hauptstraße steil hinaufführte, turmartig hoch auf und verfügte dadurch über fünf Stockwerke: Gewölbekeller („Narrenhäusle“), Erdgeschoß Molkerei, früher Waage, 1.OG Kindergarten, 2.OG auf Hauptstraßenniveau Rathaus und Gefängnis, darüber dann noch zwei Dachgeschoße.

Banngarten – Dies war ein großes, umhegtes Gartengrundstück, welches der Nutzung durch die Schlossherrschaft vorbehalten war.
Sommerweg – Diesen Straßenname gibt es erst seit den 70er Jahren, vorher war dies ein Feldweg. Wahrscheinlich kam es zu der Benennung, da dies eine sehr sonnige und für den Weinbau gut geeignete Halde war. Daher war dort auch der „Schlossweinberg“ und heute die Schlossweinbergstraße.

Wer hierzu vertiefende Informationen beitragen kann oder andere Geschichten als „Fundstücke“ beitragen möchte, kann sich gerne bei unserer AG melden (heimatgeschichte ät hwv-ammerbuch punkt de).

Für die AG „Poltringer Ortsgeschichte“, Boris Dieter